Ukraine-Krieg: Putin zielt mit Atom-Drohungen auf Deutschland
Immer wieder droht Kremlchef Putin im Ukraine-Krieg indirekt mit dem Einsatz von Atomwaffen. Ein sicherheitspolitischer Experte meint: Das hat Strategie.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einem Experten zielt Putin mit seinen Atom-Drohungen vor allem auf Deutschland.
- So will der russische Präsident die Unterstützung für die Ukraine schwächen.
- «Wir sind zurück in der Logik des Kalten Krieges», so Christoph Heusgen.
Der russische Präsident Wladimir Putin will mit seinen Atom-Drohungen im Ukraine-Krieg vor allem Einfluss auf Deutschland ausüben. Dies ist die Einschätzung des Leiters der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen.
«Mit der Atomwaffen-Drohung zielt er in erster Linie auf Deutschland», sagte Heusgen den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Putin versuche, mit dieser Drohung Ängste zu schüren und die Unterstützung für die Ukraine zu schwächen. «Wir sind zurück in der Logik des Kalten Krieges.»
Keine «selbstmörderischen russischen Generäle» im Ukraine-Krieg
Die Amerikaner hätten Moskau klar zu verstehen gegeben, dass der Einsatz von Atomwaffen katastrophale Konsequenzen für Russland hätte, sagte Heusgen. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass es selbstmörderische russische Generäle gibt, die eine solche Anordnung umsetzen würden.» Ausserdem wolle sich der Kremlchef nicht in eine weltweite Isolation begeben. Auch China könne den Einsatz von Atomwaffen nicht durchgehen lassen.
Der Kreml hat in Verbindung mit dem Ukraine-Krieg wiederholt indirekt auch mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Putin hatte etwa angekündigt, zum Schutz Russlands alle zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen. Russland hatte zuvor ukrainisches Territorium annektiert. Beobachter sahen darin eine Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen.
Zur Frage einer möglichen Nato-Mitgliedschaft der Ukraine sagte Heusgen: Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe bei einem Gipfel 2008 ihr Veto eingelegt. Die Situation habe sich durch Putins Völkerrechtsbruch geändert, sagte Heusgen, der viele Jahre lang Merkels aussenpolitischer Berater war.
«Wir müssen uns überlegen, welche Garantien wir der Ukraine geben können.» Er wolle dem nicht vorgreifen. «Aber ich finde, wir sollten eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine jetzt nicht mehr ausschliessen», sagte Heusgen den Zeitungen.