Ukraine Krieg: Will Putin hier die Atom-Waffe einsetzen?
Der Kreml hat eine ukrainische Landkarte mit einer Markierung veröffentlicht. Ein Experte warnt, dass Putin damit Verwirrung stiften wolle.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kreml setzt seine Atom-Propaganda fort und hat eine ukrainische Karte veröffentlicht.
- Eine Markierung soll zeigen, wo Kiew die angebliche «schmutzige Bombe» einsetzen wird.
- Experten befürchten eine «False Flag»-Operation von Russland, andere warnen vor Panik.
Am Sonntag hat Russland mit seiner Atom-Propaganda begonnen. Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte in einem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer «schmutzigen Bombe» auf eigenem Territorium.
Am Montag wurde das Russische Verteidigungsministerium noch etwas konkreter mit ihren Behauptungen und veröffentlichte eine Karte der Ukraine, in der eingezeichnet ist, wo die sogenannte «Provokation» sich ereignen könnte. Zu sehen ist eine Markierung beim AKW Saporischschja, das von Russland besetzt ist.
Unter der Karte haben die Russen geschrieben: «Detonation eines radiologischen Sprengsatzes. Die radioaktive Verseuchung wird bis zu 1500 Kilometer weit messbar sein.» Zu der Karte veröffentlichte General Igor Kirilow, Chef der nuklearen, biologischen und chemischen Schutztruppen der russischen Streitkräfte, zudem eine von Propaganda strotzende Erklärung.
Darin heisst es zum AKW Saporischschja, dass eine von russischen Spezialisten «durchgeführte Prognose» gezeigt habe, dass eine «Freisetzung radioaktiver Stoffe» im besetzten Kernkraftwerk «fast ganz Europa betreffen würde». Russlands Verteidigungsministerium erwähnte, dass alle «Kräfte und Mittel» bereit seien, Aufgaben unter Bedingungen radioaktiver Kontamination auszuführen».
Deutscher Experte: «Nur strategische Propaganda»
Einige Experten glauben, dass Russland eine sogenannte «False Flag»-Operation durchführen könnte: Also eine Atomwaffe zünden und anschliessend der Ukraine die Schuld in die Schuhe schieben. Wie die «Bild» schreibt, könnte das russische Militär auf dem Gelände des AKW einen solchen Zwischenfall inszenieren. «Das AKW wäre aus russischer Propaganda-Sicht ein glaubwürdiger Ort für die Inszenierung», so die Zeitung.
Doch Nico Lange, bis 2021 Leiter des Leitungsstabs im Bundesverteidigungsministerium, warnt vor Panik nach den russischen Drohgebärden. Für den Experten sind die neuen Atom-Drohungen aus dem Kreml nur strategische Propaganda.
«Russland führt parallel zum militärischen Krieg schon immer einen Krieg mit Falschinformationen.» Der Kreml wolle mit Geschichten, wie mit der angeblichen «schmutzigen Bombe», Verwirrung und Unsicherheit stiften und so den Kriegsverlauf beeinflussen.
Doch die neuen Drohungen seien nicht nur an den Westen und die Ukraine gerichtet, sondern hätten auch eine Wirkung im Inland, erklärt der Militär-Experte: «Wir dürfen nicht vergessen, dass Putin wegen der militärischen Misserfolge auch in Russland unter Druck steht – er braucht ständig eine ‹Show› für das Fernsehpublikum in Russland.»