Homeoffice Debatte: Mitarbeiterin geht von 9-13 «Strähnchen machen»
Wird das Homeoffice missbraucht? In Deutschland löst ein Unternehmer mit einem Linkedin-Post eine heftige Debatte aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Mitarbeiterin nimmt während dem Homeoffice einen Coiffeur-Termin wahr.
- Dafür blockt die Frau mehrere Stunden in ihrem Kalender – ihr Chef schäumt vor Wut.
- Er postet einen Screenshot des Kalenders auf Linkedin – und löst eine hitzige Debatte aus.
Das Homeoffice. Es sorgt immer wieder für Diskussionen. Seit Corona eigentlich nicht mehr wegzudenken, verlangen mittlerweile immer mehr Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter wieder ins Büro müssen.
Der Grund: Die Angst vor dem Bschiss! Während sicherlich viele Mitarbeiter auch von zuhause aus ihr Bestes geben, gibt es nämlich tatsächlich auch zahlreiche Negativ-Beispiele. Eines dieser Negativ-Beispiele macht gerade in Deutschland die Runde.
Ausgelöst wurde die Diskussion auf der Linkedin-Plattform durch den Hamburger Unternehmer Kai Gunnar Hering, der dort einen wütenden Post verfasste. Sein Vorwurf: Homeoffice werde missbraucht – als Freifahrtschein für private Termine.
Hering, Chef eines Erklärvideo-Spezialisten, teilt einen Kalender-Screenshot einer Mitarbeiterin. Diese blockt darin ihre Arbeitszeit von 9 bis 13 Uhr mit dem Vermerk «Friseur Strähnchen machen».
Der Unternehmer markiert den Eintrag rot und schreibt dazu: «WTF» – übersetzt so viel wie «Was zur Hölle». Hering meint, wer so arbeite, untergrabe Produktivität und Vertrauen. Sein Fazit: «Sorry, aber das ist nicht Homeoffice. Das ist Arbeitsverweigerung in schöner Verpackung.»
«Müssen aufhören, Mitarbeitende wie Kinder zu behandeln»
Der Wut-Post hat eine hitzige Debatte mit knapp 5000 Kommentaren ausgelöst. Zahlreiche Nutzer äussern eine gegensätzliche Meinung zu der des Unternehmers. So meint etwa Kristian Brnada, Chef von «Abnehmerfolg», dass Homeoffice eine Frage von Verantwortung und Balance sei.
Als Konter zu Herings Beitrag zeigt er ausserdem ein Selfie im Coiffeur-Salon. Statt sich über die Mitarbeiterin aufzuregen, regt Brnada ausserdem zur Selbstreflexion an. «Vielleicht ist deine Wut, auch ein Zeichen dafür, dass es in deinem Unternehmen Dinge gibt, die man optimieren sollte. Vor allem das Thema Führung.»
Auch andere Geschäftsführer melden sich zu Wort und kritisieren den Wut-Post. So meint etwa Jan Wittmann, Geschäftsführer der Hunde-App «Dogorama» aus Leipzig: «Ob jemand um 10 Uhr beim Friseur sitzt oder wir als Team spontan in den Dschungel aufbrechen. Für uns zählt nur eines: das Ergebnis.»
Andreas Löwe, Chef der Logistik-Vergleichsplattform «even logistics» mit Sitz in Hamburg, sagt: «Wir müssen endlich aufhören, so zu tun als wären Mitarbeitende Kinder. Vertrauen statt Kontrolle ist wichtig. Bei uns zählt das Ergebnis, nicht die Anwesenheitszeit.»
Schummeln bei der Arbeit auch in der Schweiz ein Thema
Schummeln bei der Arbeit ist auch in der Schweiz übrigens immer wieder ein Thema. Im Juli 2024 berichtete Nau.ch darüber, wie einige Mitarbeiter sich von anderen einstempeln lassen und dann später zur Arbeit erscheinen.
Wie der Arbeitsrechtler Thomas Geisler von der Universität St. Gallen damals erklärte, handle es sich dabei um «sehr grobe Verstösse gegen die Pflichten eines Arbeitnehmers».
Der Experte sprach von Betrügereien und davon, dass diese im Wiederholungsfall eine «fristlose Entlassung» rechtfertigen würden. In der Regel sei eine Entlassung in einem solchen Fall aber sogar auch ohne Verwarnung möglich.