Homeoffice Debatte: Mitarbeiterin geht von 9-13 «Strähnchen machen»

Simon Binz
Simon Binz

Deutschland,

Wird das Homeoffice missbraucht? In Deutschland löst ein Unternehmer mit einem Linkedin-Post eine heftige Debatte aus.

Homeoffice
Dieser Post löste auf Linkedin in Deutschland eine hitzige Diskussion aus. Darf eine Mitarbeiterin im Homeoffice private Termine wahrnehmen? - Screenshot/Linkedin

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Mitarbeiterin nimmt während dem Homeoffice einen Coiffeur-Termin wahr.
  • Dafür blockt die Frau mehrere Stunden in ihrem Kalender – ihr Chef schäumt vor Wut.
  • Er postet einen Screenshot des Kalenders auf Linkedin – und löst eine hitzige Debatte aus.

Das Homeoffice. Es sorgt immer wieder für Diskussionen. Seit Corona eigentlich nicht mehr wegzudenken, verlangen mittlerweile immer mehr Unternehmen, dass ihre Mitarbeiter wieder ins Büro müssen.

Der Grund: Die Angst vor dem Bschiss! Während sicherlich viele Mitarbeiter auch von zuhause aus ihr Bestes geben, gibt es nämlich tatsächlich auch zahlreiche Negativ-Beispiele. Eines dieser Negativ-Beispiele macht gerade in Deutschland die Runde.

Ausgelöst wurde die Diskussion auf der Linkedin-Plattform durch den Hamburger Unternehmer Kai Gunnar Hering, der dort einen wütenden Post verfasste. Sein Vorwurf: Homeoffice werde missbraucht – als Freifahrtschein für private Termine.

Private Termine wahrnehmen im Homeoffice – ein No-Go?

Hering, Chef eines Erklärvideo-Spezialisten, teilt einen Kalender-Screenshot einer Mitarbeiterin. Diese blockt darin ihre Arbeitszeit von 9 bis 13 Uhr mit dem Vermerk «Friseur Strähnchen machen».

Der Unternehmer markiert den Eintrag rot und schreibt dazu: «WTF» – übersetzt so viel wie «Was zur Hölle». Hering meint, wer so arbeite, untergrabe Produktivität und Vertrauen. Sein Fazit: «Sorry, aber das ist nicht Homeoffice. Das ist Arbeitsverweigerung in schöner Verpackung.»

«Müssen aufhören, Mitarbeitende wie Kinder zu behandeln»

Der Wut-Post hat eine hitzige Debatte mit knapp 5000 Kommentaren ausgelöst. Zahlreiche Nutzer äussern eine gegensätzliche Meinung zu der des Unternehmers. So meint etwa Kristian Brnada, Chef von «Abnehmerfolg», dass Homeoffice eine Frage von Verantwortung und Balance sei.

Als Konter zu Herings Beitrag zeigt er ausserdem ein Selfie im Coiffeur-Salon. Statt sich über die Mitarbeiterin aufzuregen, regt Brnada ausserdem zur Selbstreflexion an. «Vielleicht ist deine Wut, auch ein Zeichen dafür, dass es in deinem Unternehmen Dinge gibt, die man optimieren sollte. Vor allem das Thema Führung.»

Homeoffice
Kristian Brnada ist Geschäftsführer von «Abnehmerfolg» – er kontert die Homeoffice-Kritik mit einem Foto im Coiffeursalon und spricht davon, dass das Problem nicht beim Homeoffice liege, sondern bei falscher Führung. - Screenshot/Linkedin

Auch andere Geschäftsführer melden sich zu Wort und kritisieren den Wut-Post. So meint etwa Jan Wittmann, Geschäftsführer der Hunde-App «Dogorama» aus Leipzig: «Ob jemand um 10 Uhr beim Friseur sitzt oder wir als Team spontan in den Dschungel aufbrechen. Für uns zählt nur eines: das Ergebnis.»

Andreas Löwe, Chef der Logistik-Vergleichsplattform «even logistics» mit Sitz in Hamburg, sagt: «Wir müssen endlich aufhören, so zu tun als wären Mitarbeitende Kinder. Vertrauen statt Kontrolle ist wichtig. Bei uns zählt das Ergebnis, nicht die Anwesenheitszeit.»

Schummeln bei der Arbeit auch in der Schweiz ein Thema

Schummeln bei der Arbeit ist auch in der Schweiz übrigens immer wieder ein Thema. Im Juli 2024 berichtete Nau.ch darüber, wie einige Mitarbeiter sich von anderen einstempeln lassen und dann später zur Arbeit erscheinen.

Wie der Arbeitsrechtler Thomas Geisler von der Universität St. Gallen damals erklärte, handle es sich dabei um «sehr grobe Verstösse gegen die Pflichten eines Arbeitnehmers».

Arbeit Homeoffice
In vielen Schweizer Betrieben muss man sich einstempeln, wenn man morgens mit der Arbeit beginnt – dabei kommt es auch zu Schummeleien. - keystone

Der Experte sprach von Betrügereien und davon, dass diese im Wiederholungsfall eine «fristlose Entlassung» rechtfertigen würden. In der Regel sei eine Entlassung in einem solchen Fall aber sogar auch ohne Verwarnung möglich.

Was ist im Homeoffice erlaubt – und was nicht? Diskutiere mit!

Kommentare

User #2564 (nicht angemeldet)

das kommt letztendlich auf den Vertrag an und ein Kalender Eintrag sagt gar nichts. Vielleicht hat sie Plus Stunden angesammelt die sie völlig legal abbauen kann?

User #2528 (nicht angemeldet)

Ich verweile viel im Homeoffice, arbeite zwischendurch mal es bizeli. Gehe öfters mal mit dem Hund Gassi, spiele mit meinen dummen Katzen, gehe einkaufen oder schrübele an meinem Drahtesel rum. Schlechtes Gewissen? Nahnah

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