Bei Katastrophen: Bevölkerung erhält künftig Warnung über Mobilfunk
Mit dem sogenannten Cell Broadcast sollen in Deutschland bei Katastrophen zukünftig Menschen in einem gefährdeten Gebiet per Mobilfunk gewarnt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Katastrophenfall soll die Bevölkerung künftig über das Handy benachrichtigt werden.
- Alle Handynummern, die sich in einem gefährdeten Gebiet befinden, sollen gewarnt werden.
- Dies hat der Deutsche Bundesrat entschieden.
Der Bundesrat stimmte einer Regierungsverordnung zum sogenannten Cell Broadcast zu. Dies gut vier Monate nach der Hochwasserkatastrophe vor allem im Westen Deutschlands.
Das System ermöglicht es den Behörden, allen Handynutzern, die sich gerade in einem bestimmten Gebiet aufhalten, eine Warnung zu schicken. Und zwar auch dann, wenn sie keine Smartphones benutzen oder eine ausländische Mobilfunknummer haben. In vielen europäischen Staaten wird dieses System bereits genutzt, beispielsweise um vor Waldbränden zu warnen.
Neue Pflichten für Mobilfunkbetreiber
Rechtsgrundlage für die Verordnung ist eine Änderung im Telekommunikationsgesetz. Sie sieht neue gesetzliche Pflichten der Mobilfunkbetreiber vor. Die Anforderungen zur Einführung von Cell Broadcast durch die Mobilfunknetzbetreiber werden aktuell von der Bundesnetzagentur definiert. Auch die Anbindung an das Modulare Warnsystem des Bundes wird überprüft.
Das Verfahren könnte nach Einschätzung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ab Ende 2022 genutzt werden.
Nach Starkregen waren Mitte Juli zahlreiche Ortschaften überflutet worden. 183 Menschen starben, die meisten von ihnen in Rheinland-Pfalz. In einigen betroffenen Gemeinden war zu spät oder nicht in ausreichender Dringlichkeit vor der Katastrophe gewarnt worden.
Das BBK setzt auf einen «Warn-Mix», zu dem bisher Sirenen, Ansagen im Rundfunk, Warnungen per App und auf Ansagetafeln gehören. Die Verantwortung für den Katastrophenschutz in Friedenszeiten liegt allerdings nicht beim Bund, sondern in den Ländern.