Katholische Kirche Polens muss Missbrauchsopfer entschädigen
Die Enthüllung eines Missbrauchsfalles von vor zehn Jahren hat Polen geschockt. Nun müssen zwei Diözesen eine Entschädigung ans Opfer zahlen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Polen müssen zwei Diözesen eine Entschädigung an ein Missbrauchsopfer zahlen.
- Vor zehn Jahren wurde der damals 11-Jährige von einem Priester vergewaltigt.
Ein polnisches Gericht hat die katholischen Diözesen Wroclaw (Breslau) und Bydgoszcz zur Zahlung an ein Missbrauchsopfer verurteilt. Die Entschädigung beträgt 300'000 Zloty (knapp über 7000 Euro). Dem Kläger wurde das Schmerzensgeld am Freitag zugesprochen. Er ist nach Berichten örtlicher Medien ein inzwischen 21 Jahre alter ehemaliger Ministrant.
Nichts zum Schutz der Opfer getan
Er war vor zehn Jahren von einem Priester vergewaltigt worden. Der katholischen Kirche hatte das Opfer vorgeworfen, den Täter geschützt zu haben. Die Vorgesetzten des Priesters hätten schon seit 2005 über dessen pädophile Neigungen Bescheid gewusst. Trotzdem hätten sie nichts zum Schutz möglicher Opfer unternommen.
Das Urteil ist vorerst nicht rechtskräftig, da die Diözesen noch eine Berufung einlegen können. Der Priester selbst war bereits 2015 zu sieben Jahren Gefängnis wegen Vergewaltigung und anderen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden. Die Taten hatte er dem Gerichtsurteil zufolge an drei Jungen begangen.
Aus dem Priesteramt wurde er erst im vergangenen Jahr entlassen. Der Fall war in einem Dokumentarfilm beschrieben worden, der die polnische Öffentlichkeit im vergangenen Mai schockierte. Er wurde auch zu einem YouTube-Hit.