Krebskranker Brite muss Privatjet zu Dignitas buchen
Die Pandemie erschwert den Sterbetourismus. Ein todkranker Brite muss für den Freitod in der Schweiz über 30'000 Franken in die Hand nehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Alain du Chemin (50) hat Krebs im Endstadium.
- Der Brite von der Insel Jersey möchte in der Schweiz Sterbehilfe beanspruchen.
- Der einzige Weg dorthin ist im Privatjet – die Reise kostet rund 31'000 Franken.
Alain du Chemin möchte sterben. Der 50-jährige Brite hat einen Gehirntumor – Krebs im Endstadium. Doch nach wie vor ist es nur in wenigen Ländern weltweit möglich, Sterbehilfe zu beanspruchen.
Alain du Chemin has called for @dignityindying laws to change after the pandemic has forced him to charter a private jet to Switzerland or face a protracted death at home.
— Sarah Wootton (@sarah_wootton) February 15, 2021
He will give evidence to a Citizen’s Jury in Jersey before he leaveshttps://t.co/gnpwy2cjW6
Die Schweiz ist schon seit Langem weltweit wichtigstes Ziel des Sterbetourismus. Viele Menschen kommen in die Schweiz, um mithilfe von Organisationen wie Dignitas ihrem Leiden ein Ende zu setzen. Doch das Coronavirus macht Menschen wie du Chemin einen Strich durch die Rechnung. Sein einziger Ausweg: Die Reise mit dem Privatjet für über 30'000 Franken.
Vor dem Ableben noch geheiratet
Gegenüber dem «Mirror» erklärt Alain du Chemin, dass er auf ein glückliches Leben zurückblicken kann. Seit zehn Jahren ist der Informatiker mit seinem Lebenspartner Paul Gazzard (48) zusammen. Am Valentinstag hat das Paar geheiratet.
«Wir beide dachten uns: ‹Lass es uns einfach tun. Lass uns einen besonderen Tag haben›», so du Chemin.
Du Chemin ist bereits seit längerem Mitglied der Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas. Zum Sterben wird er in eine Klinik nahe Zürich reisen. Die Pandemie hat dies beinahe verunmöglicht: Seit das Vereinigte Königreich auf der Risikoliste steht, ist praktisch der gesamte Flugverkehr zwischen den Ländern eingestellt.
Eigentlich wollte du Chemin die Pandemie noch abwarten, ehe er Sterbehilfe in Anspruch nimmt. Doch sein Zustand verschlechtert sich: «Ich erspare die Details – aber die Symptome sind unangenehm.»
Daher hat er sich entschieden, nicht länger warten zu können. Jetzt hat er nur eine Möglichkeit: Er muss einen Privatjet für die Reise in die Schweiz buchen – Kostenpunkt: 25'000 Pfund – rund 31'000 Franken.
Kritik an britischer Sterbepolitik
Das Sterben in der Schweiz hat in der Pandemie noch weitere Nachteile: Du Chemins Familie wird ihn nicht in die Schweiz begleiten können. Seine Leiche kann nicht in seine Heimat auf Jersey zurückgebracht werden, lediglich seine Urne wird auf die Insel zurückkehren können.
Vor der Pandemie nahm im Durchschnitt alle acht Tage eine Person aus Grossbritannien in der Schweiz Sterbehilfe in Anspruch. Angesichts dessen kritisiert der Sterbewillige die politische Haltung des Inselstaats: «Ich finde, wie es im Moment ist, ist sehr unfair.»
Briten, die nicht genügend Geld hätten, müssten sich ihr Leben möglicherweise auf eine «unangenehme Art» nehmen.