Tod

Lange Haftstrafen für Schlepper nach Tod von 94 Migranten

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Italien,

Drei Schlepper wurden nach dem tödlichen Untergang eines Flüchtlingsboots vor Italien zu langen Haftstrafen verurteilt.

Auf dem Mittelmeer kommt es seit mehreren Jahren immer wieder zu tödlichen Katastrophen mit Flüchtlingsbooten (Archivbild).
Auf dem Mittelmeer kommt es seit mehreren Jahren immer wieder zu tödlichen Katastrophen mit Flüchtlingsbooten. (Archivbild) - Francisco Seco/AP/dpa

Nach dem Untergang eines Flüchtlingsboots vor der italienischen Mittelmeer-Küste mit mindestens 94 Todesopfern sind drei Schlepper zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Ein Gericht in der Stadt Crotone (Kalabrien) verhängte gegen zwei Männer aus Pakistan und der Türkei wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung mit Todesfolge jeweils 16 Jahre Gefängnis.

Ein weiterer Schlepper, der ebenfalls aus Pakistan kommt, bekam elf Jahre, ein Monat und zehn Tage Haft. Bei dem Unglück im Februar vergangenen Jahres waren in der Nähe der süditalienischen Gemeinde Steccato di Cutro Dutzende Menschen ums Leben gekommen.

Sie hatten sich in der Türkei an Bord eines Bootes auf den Weg nach Europa gemacht. Die offizielle Zahl der Todesopfer wird heute mit 94 angegeben, darunter mindestens 35 Minderjährige. Vermutet wird jedoch, dass deutlich mehr Menschen ums Leben kamen.

Anklage auch gegen sechs italienische Beamte

Das Gericht sprach die drei Männer im Alter von 22 bis 51 Jahren vom Vorwurf des Totschlags frei. Bei der Verkündung der langen Haftstrafen brachen die Angeklagten in Tränen aus. Ein weiterer Schlepper aus der Türkei war wegen der Katastrophe zuvor schon zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Zudem läuft inzwischen eine Anklage gegen sechs Beamte von Küstenwache und Finanzpolizei, die wegen unterlassener Hilfeleistung vor Gericht kommen sollen. Nach Berichten von Überlebenden kenterte das völlig überladene Schiff bei einem abrupten Wendemanöver, als die Küste bereits in Sichtweite war.

Italiens Rechts-Regierung verschärft Strafen

Nach einem Bericht der Zeitung «La Repubblica» sieht die Staatsanwaltschaft die Hauptschuld bei der Finanzpolizei. Dies, weil von dort aus nach ersten Meldungen die Suche nach dem untergegangenen Schiff abgebrochen wurde, ohne die Küstenwache auch nur zu informieren. Bei der Küstenwache sollen später die Logbücher gefälscht worden sein.

Italiens Rechts-Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte nach dem Unglück die Strafen für Schlepper und deren Hintermänner drastisch verschärft – auf bis zu 30 Jahre Haft. Bei der gefährlichen Überfahrt von Flüchtlingsbooten über das Mittelmeer nach Europa kommen immer wieder Menschen ums Leben.

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