Flugzeugabsturz

Nach Flugzeugabsturz: Wollte Putin die Maschine verschwinden lassen?

Neue Berichte deuteten darauf hin, dass Russland für den Absturz des Passagierflugs in Kasachstan verantwortlich ist und seine Schuld vertuschen wollte.

00:00 / 00:00

Ein Video zeigt das Innere des Flugzeugs – kurz vor dem Absturz. - X@front_ukrainian

Das Wichtigste in Kürze

  • Es sieht danach aus, als ob Russland für den Absturz in Kasachstan verantwortlich ist.
  • Die USA & Aserbaidschan vermuten, dass die Maschine von einer «Pantsir-S» getroffen wurde.
  • Es gibt gar den Verdacht, dass eine Notlandung untersagt wurde, um Beweise zu vernichten.

Die Ursachenforschung nach dem Absturz eines aserbaidschanischen Passagierflugzeugs in Kasachstan läuft auf Hochtouren.

Der Verdacht, dass es kein Unfall war und Russland seine Hände im Spiel hatte, verdichtet sich dabei. Und es gibt noch weitere Anschuldigungen, die Putin und Co. gar nicht gut aussehen lassen.

Das aserbaidschanische Nachrichten-Portal «Caliber» berichtet über neue Details zu dem tödlichen Absturz. Konkret heisst es dort, dass das Flugzeug «von einem russischen Luftabwehrsystem vom Typ Pantsir-S angegriffen wurde». Dies beim Anflug auf die Stadt Grosny.

Was war wohl die Absturzursache des Flugzeugs der Azerbaijan Airlines?

Das Portal äussert ausserdem folgenden brisanten Verdacht: Russlands Behörden hätten versucht, den versehentlichen Beschuss der Maschine durch die eigene Luftabwehr zu vertuschen.

«Caliber» schreibt, dass es das Ziel gewesen sei «das Flugzeug über dem Kaspischen Meer abstürzen zu lassen, alle Zeugen zu töten und das Flugzeug versinken zu lassen.»

Weiter heisst es, die Landung sei gleich von mehreren russischen Flughäfen verweigert worden. Auch die Kommunikationssysteme des Flugzeugs habe Russland «durch den Einsatz elektronischer Kriegssysteme vollständig lahmgelegt».

Stattdessen seien die Piloten angewiesen worden, den Flughafen Aqtau (Kasachstan) anzusteuern.

Die Hafenstadt Aqtau liegt etwa 450 Kilometer Luftlinie von Grosny entfernt. Etwa 300 Kilometer davon hätte das Flugzeug über dem Kaspischen Meer zurücklegen müssen.

USA und Aserbaidschan gehen von Abschuss aus

In der Nacht (Schweizer Zeit) wurde bekannt, dass mittlerweile auch die USA von einem Fehlschluss der russischen Flugabwehr ausgehen. Erste Hinweise deuten laut einem US-Regierungsvertreter auf einen Abschuss hin.

Das berichteten unter anderem die Sender «CNN» und «ABC News». Der Beamte meinte: Sollten sich erste Anzeichen bestätigen, sei denkbar, dass schlecht ausgebildete Einheiten ihr Ziel verwechselt hätten.

Am Donnerstagnachmittag verbreitete bereits die aserbaidschanische Führung massiv die Vermutung, eines Treffers durch eine russische Flugabwehrrakete Pantsir-S.

Unter Berufung auf ungenannte Regierungsvertreter in Baku berichteten einheimische wie internationale Medien, das Flugzeug sei beim Landeanflug beschädigt worden.

00:00 / 00:00

Dieses Video soll den Flugzeugabsturz in Kasachstan zeigen. - X / @clashreport

Besondere Empörung löste in Aserbaidschan aus, dass der Maschine angeblich eine Notlandung auf nahen russischen Flughäfen versagt worden sei. Als Grund wurde offenbar schlechtes Wetter angegeben.

Die Piloten mussten die fast nicht zu steuernde Maschine über das Kaspische Meer nach Aktau manövrieren. Höhe und Geschwindigkeit schwankten dabei erheblich. Bei einem Landeversuch in Aktau stürzte das Flugzeug ab.

In russischen Staatsmedien wurde über die massiven Vorwürfe gegen das kriegführende Land nicht berichtet.

Präsident Wladimir Putin gab zwar nach einem Gipfel der Eurasischen Wirtschaftsunion bei St. Petersburg eine kurze Pressekonferenz, sagte aber nichts zu dem Flugzeugabsturz. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warnte in einer ersten Reaktion vor voreiligen Spekulationen.

38 Tote und viele Schwerverletzte – Flugabwehr stand im Einsatz

Bei dem Absturz nahe der kasachischen Stadt Aktau waren am Mittwoch 38 von 67 Menschen an Bord getötet worden. 29 Menschen überlebten, viele von ihnen schwer verletzt.

Die Maschine vom Typ Embraer 190 hätte von Baku nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetschenien fliegen sollen.

In mehreren Regionen im Nordkaukasus war an dem Morgen die russische Flugabwehr im Einsatz wegen Drohnen aus der Ukraine.

Absturz
Der Absturz der Passagiermaschine in Kasachstan hinterlässt offene Fragen. Vieles deutet auf einen Abschuss durch die russische Flugabwehr hin. - keystone

Auf die Möglichkeit einer Beschädigung der Maschine durch die russische Flugabwehr wiesen in einem frühen Stadium Militärblogger aus Russland hin. Auch ukrainische Vertreter äusserten diese Vermutung früh.

Internet-Flugzeugtracker berichteten, dass die GPS-Daten zur genauen Position des Flugzeugs über Russland gestört worden seien.

Bilder vom Heck des Wracks zeigten kleine Löcher, die wie Einschläge der Splitter von Flugabwehrraketen aussehen.

Erinnerungen an den Abschuss einer malaysischen Boeing 2014

Sollte sich die Version eines tödlichen Fehlschusses der russischen Flugabwehr bestätigen, wäre es der zweite Fall nach 2014.

Damals kämpfte die ukrainische Armee im Osten des Landes gegen eine verdeckte russische Militäroperation, getarnt als Aufstand von Separatisten.

Am 17. Juli 2014 schoss ein russisches Flugabwehrsystem vom Typ Buk versehentlich über der Ostukraine eine Boeing von Malaysia Airlines ab.

Die Maschine war von Amsterdam auf dem Weg nach Kuala Lumpur. 289 Menschen kamen ums Leben.

Absturz Kasachstan Russland
Beim Abschuss einer malaysischen Boeing über der Ostukraine 2014 wurden 289 Menschen getötet. (Archivbild) - Peter Dejong/AP/dpa

Moskau bestreitet bis heute jede Verantwortung für die Tragödie und spricht von einer westlichen Unterstellung.

Journalistische Recherchen und Ermittlungen der niederländischen Justiz haben den Weg des Buk-Systems aus Russland aber eindeutig belegt.

Drei russische Verantwortliche wurden in Abwesenheit 2022 von einem Gericht in den Niederlanden zu lebenslanger Haft verurteilt.

Wie werden sich betroffenen Länder gegenüber Moskau verhalten?

Allerdings ist die Lage diesmal anders, unter anderem, weil es die Überlebenden als mögliche Zeugen gibt.

Die 2014 am schwersten betroffenen Niederlande galten Russland als feindlich gesonnenes westliches Ausland. Aserbaidschan und Kasachstan sind Länder, die Moskau zu seinen Verbündeten zählt.

Flugzeugabsturz
Beim Flugzeugabsturz in Kasachstan kamen nach offiziellen Angaben 38 Menschen ums Leben, 29 überlebten teilweise schwer verletzt. - dpa

Dabei ist das durch Energieexporte reich gewordene Aserbaidschan weitgehend unabhängig von Russland und kann gegenüber Moskau auch kräftig auftreten.

Das zentralasiatische Kasachstan mit einer langen Grenze zu Russland und einer grossen russischen Minderheit muss vorsichtiger agieren.

Die mit den Absturzermittlungen betrauten kasachischen Stellen hielten sich mit Aussagen zur Ursache bislang zurück.

Kommentare

User #2900 (nicht angemeldet)

Natürlich wird er das. Er ist schliesslich ein "Böser"

User #1358 (nicht angemeldet)

Suizidkapseln gibt's neu auch im Taschenformat mit frischem Minzaroma.

Weiterlesen

Flugzeug-Absturz Kasachstan
Kasachstan Flugzeug
668 Interaktionen
Flugzeugabsturz
669 Interaktionen

Mehr in News

Mehr Flugzeugabsturz

Mehr aus Kasachstan