Orban wirft EU und George Soros «Zinsknechtschaft» vor
Ungarns Premierminister Viktor Orban ist für seine rechtsnationale Gesinnung bekannt. Nun schiesst er mit Verschwörungstheorien gegen einen jüdischen Investor.
Das Wichtigste in Kürze
- Ungarns Premier Viktor Orban wirft mit wirren Verschwörungstheorien um sich.
- Die EU würde Flüchtlingskrisen steuern, um europäische Staaten zu verschulden.
- Dahinter würde der jüdische Milliardär George Soros stecken.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat der EU vorgeworfen, Migrationskrisen zu schüren und europäische Staaten in die Verschuldung zwingen zu wollen. Vom Vorwurf ist auch der amerikanisch-ungarische Finanzinvestor George Soros betroffen. Die «Brüsseler Bürokraten» würden «in der Tasche von George Soros sitzen», erklärte der rechtsnationale am Freitag im staatlichen Rundfunk.
Altbekannter Antisemitismus und wirre Verschwörungen
«Sie brauchen eine Migrationskrise», führte er weiter aus. «Wenn es eine Migrationskrise gibt, bekommen die Regierungen Probleme, und sie brauchen Kredite. Sie möchten Kredite vergeben, möglichst zu ordentlichen Zinsen, weil sie das lieben.» Beweise für seine Anschuldigungen legte er keine vor.
Soros (89) stammt aus Ungarn und überlebte als Teenager jüdischer Herkunft den Holocaust in seiner damaligen Heimat. Als Finanzinvestor machte er später in den USA ein Vermögen. Er unterstützt weltweit humanitäre Initiativen, darunter auch Organisationen, die sich für Menschenrechte und eine offene Gesellschaft einsetzen.
Das Bild vom reichen Juden, der Geld verleiht und Mitbürger oder ganze Staaten in die «Zinsknechtschaft» führt, ist ein altes antisemitischen Stereotyp. In der Vergangenheit verbreitete Orban immer wieder auch eine andere Verschwörungstheorie: Demnach hätten Soros und sein «Netzwerk» die Flüchtlingswanderungen von 2015 ausgelöst, um Europa mit muslimischen Migranten zu überschwemmen. Er hätte dies getan, um auf diese Weise die christliche und nationale Identität der europäischen Völker auszulöschen.