Österreich will abgeschaltetes Kohlekraftwerk reaktivieren
Russland liefert Österreich weniger Gas, die Speicher leeren sich. Kanzler Nehammer will deshalb ein Kohlekraftwerk reaktivieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Österreich will das Kohlekraftwerk in Mellach bei Graz reaktivieren.
- Es wurde erst 2020 aus Umweltschutzgründen vom Netz genommen.
- Damit reagiert Kanzler Nehammer auf die gedrosselten Gaslieferungen aus Russland.
Angesichts gedrosselter russischer Gaslieferungen hat Österreich beschlossen, ein abgeschaltetes Kohlekraftwerk zu reaktivieren. Betroffen ist das Fernheizkraftwerk im südösterreichischen Mellach südlich von Graz.
Das Bundeskanzleramt in Wien gab am Sonntag bekannt, die Behörden und der grösste österreichische Stromerzeuger, der Verbund-Konzern, arbeiteten daran, das Kraftwerk wieder für den Betrieb mit Kohle zu rüsten. Oberstes Ziel sei es, die Gasversorgung Österreichs sicherzustellen, sagte Bundeskanzler Karl Nehammer am Sonntag.
Die Entscheidung traf die von Nehammer geführte konservativ-grüne Bundesregierung nach einer Sitzung des Krisenkabinetts zu den gedrosselten Gaslieferungen aus Russland. Der russische Energiekonzern Gazprom hatte zuvor angekündigt, seine Erdgaslieferungen nach Österreich zu reduzieren – ähnlich, wie er es zuvor unter anderem mit Österreichs Nachbarstaaten Deutschland und Italien getan hatte. Mitte Juni lag die Füllmenge der österreichischen Gasspeicher bei 39 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland meldete die Bundesnetzagentur zuletzt 57 Prozent.
Kohlekraftwerk Mellach soll im Notfall Strom herstellen
Das nahe Graz in der Steiermark gelegene Kraftwerk Mellach war im Frühjahr 2020 als letztes Kohlekraftwerk Österreichs vom Netz genommen worden. Die Abschaltung war Teil der österreichischen Klimaschutz-Strategie mit dem Ziel, 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Mit der nun beschlossenen Reaktivierung soll in Mellach im Notfall wieder Energie aus Kohle gewonnen werden. Laut der Nachrichtenagentur APA dauert die Umrüstung aber mehrere Monate.
Bundeskanzler Nehammer erklärte, es gehe Österreich darum, das fehlende russische Gas mit anderen Quellen oder anderen Lieferanten zu ersetzen.