Papst weiter bereit für Moskau-Besuch - Kritik an Waffenlieferungen
Papst Franziskus ist nach eigenen Worten weiter bereit, Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Moskau zu treffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Papst Franziskus versucht weiter, im Ukraine-Krieg zu vermitteln.
- Heute betonte er erneut den Wunsch, nach Moskau zu reisen und Präsident Putin zu treffen.
- Patriarch Kirill hält er für nicht die richtige Person, um Putin vom Krieg abzubringen.
Er habe die Nummer zwei im Vatikan, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, nach 20 Tagen Krieg gebeten, Putin die Nachricht zu überbringen, dass er gewillt sei, nach Moskau zu kommen, sagte das katholische Kirchenoberhaupt im Interview der italienischen Zeitung «Corriere della Sera» (Dienstag).
Franziskus: «Muss zu Putin»
«Wir haben noch keine Antwort und wir bestehen noch darauf, auch wenn ich fürchte, dass Putin in diesem Moment das Treffen nicht machen kann und will», erklärte der 85-Jährige weiter. Er beklagte zudem die Brutalität des Krieges: «Vor 25 Jahren haben wir mit Ruanda dasselbe erlebt.»
Einen Besuch in der Ukraine hält Franziskus derzeit nicht für möglich. «Ich kann derzeit nicht nach Kiew. Zuerst muss ich nach Moskau, zuerst muss ich Putin treffen», sagte der Argentinier. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sowie die Brüder Vitali und Wladimir Klitschko hatten Franziskus bereits eingeladen, nach Kiew zu kommen.
Franziskus erzählte, er habe zu Kriegsbeginn mit Selenskyj gesprochen, mit Putin jedoch nicht. Stattdessen sei er damals zum russischen Botschafter am Heiligen Stuhl gegangen und habe eine Erklärung verlangt. «Ich wollte eine klare Geste machen, die die ganze Welt sieht.»
Patriarch Kirill las Franziskus 20 Minuten lang Kriegspropaganda vor
Den Vorsteher der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, halte er nicht für den Richtigen, um Putin umzustimmen. «Ich habe 40 Minuten mit Kirill über Zoom gesprochen. In den ersten zwanzig hat er mir mit einem Zettel in der Hand die Rechtfertigungen für den Krieg vorgelesen», schilderte Franziskus. Ein Mitte Juni geplanter Besuch zwischen den beiden Kirchenmännern wurde unlängst abgesagt.
Der Pontifex kritisierte zudem Waffenlieferungen an die Ukraine. «Der Handel mit Waffen ist ein Skandal, nur wenige wirken dem entgegen», sagte der Papst, der mit bürgerlichen Namen Jorge Bergoglio heisst. Er gab jedoch zu, nicht auf die Frage, ob das Beliefern der Ukraine richtig sei oder nicht, antworten zu können, weil er zu weit weg sei. Klar sei jedoch, dass in der Ukraine gerade Waffen ausprobiert würden.
Als Fazit zur aktuellen Lage um den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sagte der Papst, dass es nicht «genügend Willen für den Frieden gibt».