Streik in Deutschland nach Tarifeinigung wohl abgewendet
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Streik wurde nach einer Einigung der DHL und Verdi auf einen Tarifvertrag abgewendet.
- Die betroffenen Mitarbeiter erhalten eine Sonderzahlung zum Inflationsausgleich.
- Ab dem 1. April 2024 erhalten alle Mitarbeiter monatlich 340 Euro mehr.
Am Samstag einigten sich der Logistikkonzern und Verdi nach einem Verhandlungsmarathon auf einen Tarifvertrag für die betroffen 160'000 Beschäftigten. Ein drohender Streik dürfte damit verhindert worden sein.
Die Beschäftigten sollen insgesamt 3000 Euro netto über 15 Monate erhalten, als Sonderzahlung zum Inflationsausgleich. Zuerst werden im April 2023 schon 1020 Euro gezahlt, der Rest folgt dann monatlich verteilt bis März 2024. Ab Anfang April bekommen dann alle Mitarbeiter 340 Euro mehr im Monat, was eine Lohnerhöhung um 11,5 Prozent bedeutet. Insgesamt beträgt die Laufzeit des neuen Tarifvertrags insgesamt 2 Jahre.
Die Post betonte, dass die monatlichen Einstiegsgehälter in den unteren Einkommensgruppen zum Beispiel bei Paketsortierern ab 1. April 2024 um mehr als 20 Prozent und bei Zustellern um 18 Prozent steigen. Verdi bezifferte die Entgelterhöhung in den unteren drei Gruppen auf 11 bis 16 Prozent.
Streik wohl erfolgreich abgewendet
Mit der Einigung ist voraussichtlich ein unbefristeter Streik vom Tisch. Dafür hatten sich die Gewerkschaftsmitglieder zuvor in einer Urabstimmung ausgesprochen. In einer weiteren Urabstimmung werden sie nun über den jetzt erzielten Tarifkompromiss abstimmen. Die Gewerkschaft empfahl die Annahme des Verhandlungsergebnisses.
Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis äusserte sich zufrieden: «Das ist ein gutes Ergebnis, das ohne den Druck und die hohe Streikbereitschaft unserer Mitglieder nicht hätte erreicht werden können.» Mit dem Tarifergebnis werde das wichtigste Ziel erreicht, einen Inflationsausgleich insbesondere für die unteren Einkommensgruppen zu schaffen.
Die Post sprach von «extrem schwierigen Verhandlungen». Personalvorstand Thomas Ogilvie sagte: «Wir sind im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch unserer Kunden über unsere finanzielle Schmerzgrenze hinaus gegangen. Wichtig ist, dass wir längere Streiks zulasten unserer Kunden und des Unternehmens vermeiden konnten.»
Verhandlungen trotz klarem Votum in Urabstimmung
In einer Urabstimmung hatten sich zuvor 85,9 Prozent der Verdi-Mitglieder für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Dennoch hatte Verdi sich nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses am vergangenen Donnerstag kurzfristig zu Verhandlungen bereit erklärt. Sie hatten am Freitagnachmittag in Düsseldorf an einem nicht genannten Ort begonnen. Nach einer nächtlichen Marathonsitzung teilten die Tarifparteien das Ergebnis am Samstagnachmittag mit.
Einen unbefristeten Streik hatte es bei dem Logistiker zuletzt 2015 gegeben. Damals waren massenweise Pakete und Briefe liegengeblieben. Im aktuellen Tarifkonflikt hatte Verdi bereits im Januar und Februar zu zeitlich begrenzten Warnstreiks aufgerufen. Dies, nachdem der vorherige Tarifvertrag zum Jahresende ausgelaufen war.