Prunkvoller Abschied - «Ever Given» darf Reise fortsetzen
Monatelang hielt Ägypten im Streit um die Blockade im Suezkanal das Containerschiff fest. Auf welche Summe sich beide Seiten am Ende geeinigt haben, bleibt geheim. Die «Ever Given» soll vor ihrer weiteren Reise untersucht werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einer pompösen Zeremonie hat Ägypten die «Ever Given» verabschiedet.
Nach der Einigung im Streit um die Blockade des Suezkanals durfte das Containerschiff nach Monaten des Wartens am Mittwoch seine Fahrt fortsetzen.
Vertreter der Kanalbehörde und des japanischen Schiffseigners Shoei Kisen Kaisha unterzeichneten bei dem Festakt einen Vertrag über den Vergleich, den sie kürzlich erzielt hatten. Kleinere Schiffe spritzten Wasserfontänen bei der Abfahrt der «Ever Given», wie Fernsehaufnahmen zeigten.
Zunächst soll der riesige Frachter nun im ägyptischen Port Said untersucht werden, teilte der Chef der Kanalbehörde, Usama Rabi, bei einer Pressekonferenz im Anschluss der Verabschiedung des Schiffes mit. Ägyptischen Medienberichten zufolge fährt die «Ever Given» dann nach Rotterdam - ihrem ursprünglichen Ziel.
Ein ägyptisches Wirtschaftsgericht hatte zuvor grünes Licht für die Freigabe des Frachters gegeben. Die Kanalbehörde hatte das 400 Meter lange Schiff im Streit um die Blockade des Suezkanals beschlagnahmt. Es lag seitdem am Grossen Bittersee, der den nördlichen vom südlichen Teil des Suezkanals trennt.
In den vergangenen Tagen einigte sich die Behörde mit dem japanischen Schiffseigner Shoei Kisen Kaisha. Die Vereinbarung erfülle die Interessen beider Seiten, sagte der Chef der Kanalbehörde. Details nannten beide Seiten weitehin nicht. Die japanische Seite will der Kanalbehörde aber einen Schlepper schenken. «Die Verhandlungen waren hart und langwierig», sagte Rabi.
Nach der tagelangen Blockade hatte die Kanalbehörde wegen der entstandenen wirtschaftlichen Verluste, den Schäden am Kanal sowie für die Bergung des Schiffs Entschädigung gefordert - zunächst im Wert von 916 Millionen Dollar (772 Mio Euro). Diese Summe verringerte die Behörde schliesslich auf 550 Millionen Dollar (463 Mio Euro).
Die Anwälte der japanischen Leasingfirma Shoei Kisen argumentierten vor Gericht, der Fehler liege bei der Kanalbehörde. Diese hätte der «Ever Given» die Durchfahrt wegen des schlechten Wetters gar nicht erlauben dürfen.
Die «Ever Given» war im März im Suezkanal bei einem Sandsturm auf Grund gelaufen. Sechs Tage blockierte der Frachter die wichtige Wasserstrasse zwischen Asien und Europa. Hunderte Schiffe standen im Stau. Die «Ever Given» fährt unter der Flagge Panamas und wurde vor der Havarie von einem in Taiwan ansässigen Unternehmen gechartert.