Russischer Deserteur nennt eigene Truppe «Wahnsinnige»

Raphael Wyder
Raphael Wyder

Russland,

Nikita Chibrin ist ein russischer Deserteur im Ukraine-Krieg. Nun erklärt er: Von angeblichem Heldenmut habe er nichts gesehen – stattdessen viele Verbrechen.

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Ein russischer Soldat im Ukraine-Krieg. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer wieder desertieren russische Soldaten im Ukraine-Krieg.
  • Nikita Chibrin floh ebenfalls – aus der berüchtigten 64. Schützenbrigade.
  • Seine ehemaligen Kameraden bezeichnet er als «Wahnsinnige, die gerne töten».

Der Ukraine-Krieg dauert mittlerweile seit über 290 Tagen an. Vier Monate lang war Nikita Chibrin ein Teil davon. Doch im September floh der 27-Jährige über Belarus und Kasachstan nach Europa.

Chibrin diente Russland in der berüchtigten 64. Schützenbrigade, welche in Butscha und anderen Städten nördlich von Kiew für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht wird.

Interessiert Sie der Ukraine-Krieg noch so stark wie am Anfang?

Der Kreml hat jegliche Massentötungen bestritten und gleichzeitig die Behauptung wiederholt, dass die Bilder der zivilen Leichen gefälscht seien. Wladimir Putin verlieh der Einheit gar einen militärischen Ehrentitel und lobte sie für ihren «Heldenmut» und ihre «kühnen Taten».

Deserteur: Vergewaltiger kommen unbestraft davon

Gegenüber CNN sagte Chibrin, er habe nichts von dem angeblichen Heldentum gesehen, aber viele der Verbrechen. Er sah zwei Kameraden davonrennen, nachdem sie eine Mutter und ihre Tochter vergewaltigt haben sollen. Als ihre Kommandeure von den Vergewaltigungen erfuhren, hätten diese nur mit den Schultern gezuckt.

Die beiden Vergewaltiger seien nie dafür bestraft, nur geschlagen worden, so der Deserteur. «Sie wurden nie ins Gefängnis gesteckt. Nur aus dem Ukraine-Krieg entlassen. Das war’s.»

In Chibrins Militärdokumenten, welche dem US-Sender vorliegen, zeigt sich, dass sein Kommandant Azatbek Omurbekov war. Omurbekov ist als «Schlächter von Butscha» bekannt und wurde von Grossbritannien sowie der EU sanktioniert. Die USA haben sogar die gesamte 64. Schützenbrigade mit Sanktionen belegt.

Russland verliert Ukraine-Krieg früher oder später

Seine Einheit habe den direkten Befehl erhalten, jeden zu ermorden, der Informationen über den Standort der Einheit weitergebe. «Wenn jemand ein Telefon in der Hand hatte – wir durften ihn erschiessen, egal ob Militär oder Zivilist», sagt Chibrin.

Für ihn gäbe es keine Zweifel daran, dass einige seiner Kameraden in der Lage waren, unbewaffnete Zivilisten zu töten. Chibrin: «Es gibt Wahnsinnige, denen es Spass macht, Menschen zu töten. Solche Verrückte sind dort aufgetaucht.»

Saporischschja
Ein russischer Militärkonvoi im Ukraine-Krieg ist auf der Strasse zum Kernkraftwerk Saporischschja, in einem Gebiet unter russischer Militärkontrolle im Südosten der Ukraine zu sehen. - dpa

Dass Russland den Ukraine-Krieg schliesslich verlieren wird, daran zweifelt der Deserteur nicht. Die militärische Ausrüstung der russischen Soldaten sei jener der Ukraine schlichtweg nicht gewachsen. Zudem würden die russischen Befehlshaber ihre Einsatzkräfte nicht respektieren. «Soldaten sind für sie nur Kanonenfutter», so Chibrin.

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