Russischer Unterwasser-Krieg gefährdet eine Milliarde Menschen
Wenn die Gefahr von unten droht: Russland ist für eine Kriegsführung am Meeresgrund gewappnet. Was das für Europa und die Nato bedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Nato-Experte warnt vor den Gefahren eines Unterwasser-Krieges.
- Die Bedrohung gehe vor allem von Russland aus.
- Infrastrukturen, die in Europa die Energieversorgung garantieren, seien nicht mehr sicher.
- Trotz Bemühungen: Eine Überwachung sämtlicher Pipelines und Kabel im Meer ist unmöglich.
Es gerät manchmal gerne in Vergessenheit, dass sich in den Tiefen der Weltmeere kilometerlange Gaspipelines und Stromkabel befinden. Dies dürfte sich allerdings mit der Häufung von Sabotageakten in den letzten Monaten geändert haben.
Die Infrastrukturen verbinden die USA mit Europa und Kanada und ermöglichen den uneingeschränkten Datenaustausch. Kurzum: Die Kommunikations- und Energieversorgung gerade in Europa hängt vom Zustand der Infrastrukturen am Meeresgrund ab.
Eine Milliarde Menschen sind bedroht
Kaum vorstellbar, was sich abspielt, wenn dort unten vermehrt böswillige Angriffe stattfinden. Gemäss «The Guardian» ist aber genau diese Bedrohung real. Die Unterwasser-Kriegsführung setze die Sicherheit von rund einer Milliarde Menschen aufs Spiel, heisst es im Beitrag.
Die Aussage dazu tätigte Didier Maleterre. Er ist stellvertretender Kommandant des Nato-Marinehauptquartiers Marcom. In seiner Analyse bezieht er sich auf die bereits mutmasslich durchgeführten Sabotageakte auf die Gaspipelines in der Ostsee.
Zur Erinnerung: 2022 gab es Anschläge auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2. Letzten Oktober folgte ein weiterer Angriff auf die Balticconnector-Gaspipeline. Finnland erklärte zu diesem Fall, dass alles darauf hindeute, dass ein chinesisches Schiff für die Beschädigung verantwortlich gewesen sei.
Über 100 Schiffe sind bereits im Einsatz
Die Bedrohung, auf die Maleterre im Beitrag anspielt, ist aber jene aus Russland. «Wir wissen, dass die Russen eine Menge für eine Kriegsführung unter dem Meer entwickelt haben. Dies, um die europäische Wirtschaft zu stören. Unsere gesamte unterseeische Wirtschaft ist bedroht», lautet eine seiner Aussagen.
Die Nato-Länder täten gut daran, zusammenzuarbeiten. Es sei wichtig, dass die lebenswichtigen Infrastrukturen im Meer geschützt würden. Wobei man klar sehen müsse, dass es gar nicht möglich sei, jedes einzelne Kabel zu überwachen. Und das, obwohl schon heute mehr als 100 Schiffe und U-Boote bereits wegen der möglichen Unterwasser-Kriegsführung patrouillierten.
Mit einem Cyberangriff vergleichbar
Auch Satelliten würden eingesetzt. «Wir nutzen alle unsere Sensoren vom Meeresboden bis zum Weltraum, insbesondere die Satellitenkapazitäten der Nato», so Maleterre weiter. Man wollte verdächtige Aktivitäten erkennen. Aber: Das Aufspüren sei vergleichbar mit der Suche von Urhebern bei einem Cyberangriff.