Nachdem Gnyot bereits eine Haftstrafe sowie einen Hausarrest angetreten war, hat Serbien nun die Auslieferung des Athleten an Belarus erlaubt.
Der belarussische Sportler Andrej Gnyot hatte im Jahr 2020 eine regierungskritische Organisation für Sportler gegründet. - Instagram@andrewgnyot

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein serbisches Gericht entschied, dass Andrej Gnyot an Belarus ausgeliefert werden darf.
  • Das Verfahren befindet sich bereits in Berufungsverhandlungen.
  • Der Athlet hatte 2020 die regierungskritische Organisation für Athleten SOS-BY gegründet.
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Ein serbisches Gericht hat entschieden, dass der belarussische Aktivist Andrej Gnyot an Belarus ausgeliefert werden darf. «Mit der Auslieferung schickt mich das serbische Gericht in einen qualvollen Tod. Und das Leben meiner Familie, Verwandten und Freunde könnte in endlose Trauer umschlagen», sagte Gnyot in einem Telefoninterview mit dem «Guardian» aus Belgrad, wo er nach mehreren Monaten im Gefängnis unter Hausarrest steht.

Der 41-jährige Gnyot hatte 2020 eine Organisation für Athleten gegründet, die sich gegen den belarussischen Staatschef Lukaschenko richtete. Gnyot ist unter anderem Regisseur von Werbefilmen.

Bereits im Oktober 2023 wurde Andrej Gnyot in Belgrad aufgrund eines Auslieferungsersuchens aus Belarus unter einer Interpol-Fahndungsmeldung festgenommen, woraufhin er sieben Monate in Belgrad in Haft verbrachte, die am 6. Juni 2024 in Hausarrest umgewandelt wurden.

Die erste Gerichtsverhandlung zu seiner Auslieferung fand im Dezember 2023 statt. Die richterliche Entscheidung zur zwangsweisen Rückführung nach Belarus wurde im Februar 2024 von einem Berufungsgericht aufgehoben. Das Verfahrens wurde im Mai 2024 wiederaufgenommen und wird derzeit als Berufungsverhandlung gegen das am 31. Mai ausgesprochene Auslieferungsurteil geführt.

Organisation für Athleten gegründet

Andrej Gnyot war Mitbegründer der Free Association of Athletes (SOS-BY), einer Initiative für Sportler, die sich gegen das harte Vorgehen der Regierung nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen 2020 aussprachen.

Vor der endgültigen Entscheidung im Auslieferungsverfahren des belarussischen Aktivisten Andrej Gnyot sagte Marie Struthers, Direktorin für Osteuropa und Zentralasien gegenüber «Amnesty International»: «Angesichts der anhaltenden schweren Menschenrechtsverletzungen in Belarus und der offensichtlichen Risiken, denen Andrej Gnyot bei einer Rückkehr in sein Land ausgesetzt wäre, ist es unerlässlich, dass die serbischen Behörden das Auslieferungsverfahren unverzüglich einstellen. Die Anklagen gegen Andrej Gnyot sind politisch motiviert.»

Seit der massiven Protestbewegung 2020 gegen die Herrschaft Lukaschenkos geht das Regime noch härter gegen kritische Stimmen vor und hat zahlreiche Schauprozesse gegen Journalisten und Aktivisten eingeleitet. Folter und Misshandlung sind in belarussischen Gefängnissen weit verbreitet.

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