Sollte Selenskyj ab sofort Anzug tragen?
Beim Treffen von Selenskyj mit Trump kam es zum Eklat – der ukrainische Präsident wurde für sein Outfit kritisiert. Ein Fehler, ohne Anzug aufzutreten?

Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag kam es an einem Treffen zwischen Trump und Selenskyj zum Eklat.
- Mit ein Grund für den Zoff: Trump fasste Selenskyjs Outfit als Respektlosigkeit auf.
- Selenskyjs Look müsse nicht infrage gestellt werden, meinen zwei Experten.
Am Freitag trafen sich US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Washington.
Dabei kam es zu einem Eklat, der möglicherweise schwerwiegende Folgen für die Ukraine und die Welt haben könnte.
So sprach Trump in aller Klarheit darüber, dass er keine ukrainische Dankbarkeit spüre. Auch Selenskyjs Verharren auf seinem Standpunkt stiess dem US-Präsidenten sauer auf.
Was Trump ebenfalls nicht passte: die Kleidung Selenskyjs!
Trump wollte Selenskyj im Anzug sehen
Dieser trat im Weissen Haus auf, wie er seit Kriegsbeginn immer auftritt. In einem präsidialen Militär-Tenue statt in Anzug und Krawatte.
Zu viel für den US-Präsidenten, der die Kleiderwahl seines Gastes offenbar als Respektlosigkeit auffasste. «Wow, Sie haben sich aber schick gemacht», kommentierte Trump sarkastisch, als er auf Selenskyj traf.
Vorausgegangen war diesem Kommentar laut diversen US-Medien die mehrmalige Bitte des Weissen Hauses, Selenskyj möge beim Trump-Besuch einen Anzug tragen.
«Frage ist Ausdruck eines kompletten Mangels an Respekt»
Etwas, was der ukrainische Präsident bewusst verweigerte.
Warum, bringt er in einer journalistischen Fragerunde am Ende des Treffens klar zur Geltung: «Ich werde einen Anzug tragen, wenn dieser Krieg zu Ende ist.»
Sollte Selenskyj im aktuellen politischen Klima künftig wieder im Anzug auftreten, um keine Mode-Angriffsfläche zu bieten?
Für Osteuropa-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen ist klar: Nein.
«Die Frage nach dem Anzug kam von einem konservativen Journalisten. Die infame Frage selbst ist der Ausdruck eines kompletten Mangels an Respekt. Dies für einen Mann, dessen Land sich in einem Existenzkampf befindet», sagt Schmid zu Nau.ch.
«Selenskyj ist mutig aufgetreten und hat sich an der Duckmäuserei, die sich in der Trump-Administration ausgebreitet hat, nicht beteiligt.»
Selenskyj hat «dieses Outfit bewusst gewählt»
Das militärische Outfit Selenskyjs unterstreiche die Notsituation der Ukraine. Der Experte glaubt darum nicht, dass er nach dem Eklat bald wieder im Anzug auftritt.
«Es würde mich nach den europäischen Sympathiekundgebungen für Selenskyj erstaunen, wenn er seine Kleidung ändern würde.»
Auch Stil-Experte Jeroen van Rooijen sieht keinen Grund für Selenskyj, zurück in den Anzug zu wechseln.
«Selenskyj ist Präsident eines Landes, das von einem Aggressor angegriffen wurde. Er trägt darum seit drei Jahren den Look eines Mannes im Militärdienst», betont er.

Der ukrainische Präsident habe dieses Outfit bewusst gewählt und kultiviert. Damit wolle er visuell zum Ausdruck bringen, in welcher Notlage sich sein Land befinde.
«Trump und seine Leute sind zu dumm»
«In der Ukraine ist keine Zeit für Eitelkeiten», so van Rooijen. Er ist sich sicher: «Dieser Look wird in die Geschichtsbücher eingehen.»
Es spreche Bände, dass «Trump und seine Leute zu dumm sind, diese Qualität zu erkennen und zu würdigen». Zudem sei es herablassend und überheblich, Selenskyj eine Frage nach seiner Kleidung zu stellen.
Van Rooijen wird deutlich: «Trump und seine Entourage sind derart blasiert und selbstverliebt, dass sie die Frechheit haben, solche Sachen zum Thema zu machen.»
Experte hofft, dass Selenskyj «nicht frechen Vorschlägen der Amerikaner folgt»
Zwar würde jeder normale Mensch oder Politiker bei einem Besuch im Weissen Haus einen Anzug tragen.
Aber: «Dieser Präsident ist ein besonderer. Sein Look ist inzwischen so selbstverständlich richtig, dass er nicht infrage gestellt werden muss.»
Abschliessend meint van Rooijen: «Ich hoffe, dass Selenskyj dabei bleibt und nicht plötzlich den frechen Vorschlägen der Amerikaner folgt. Es wäre ein Eingeständnis einer Niederlage, wenn er seinen Stil ändern würde.»