Die Nato steht nach Einschätzung von Generalsekretär Jens Stoltenberg in Afghanistan vor einem Dilemma.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Ende August in Berlin. Foto: Michael Kappeler/dpa
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Ende August in Berlin. Foto: Michael Kappeler/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die andere Möglichkeit sei, sich für ein Bleiben zu entscheiden, sagte Stoltenberg am Freitag nach einer Videokonferenz der Verteidigungsminister.
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Das Bündnis könne entweder entscheiden, Afghanistan zu verlassen und damit riskieren, dass das Land wieder ein Rückzugsraum für internationale Terroristen werde.

Die andere Möglichkeit sei, sich für ein Bleiben zu entscheiden, sagte Stoltenberg am Freitag nach einer Videokonferenz der Verteidigungsminister. Dann riskiere man aber die Fortsetzung des schon jetzt fast zwei Jahrzehnte langen Einsatzes und eine Intensivierung der Kämpfe mit den militant-islamistischen Taliban. «Das ist ein Dilemma, vor dem wir als Bündnis stehen werden», sagte der Norweger.

Die Verteidigungsminister der Nato-Staaten hatten am Freitag vor dem Hintergrund der innerafghanischen Friedensgespräche und der Abzugspläne der USA über die Zukunft des aktuellen Ausbildungseinsatzes beraten - ohne aber Entscheidungen zu treffen.

US-Präsident Donald Trump hatte zuvor mit der Mitteilung für Unruhe im Bündnis gesorgt, dass er sich einen Abzug aller US-Truppen in Afghanistan bis Weihnachten wünsche. Eine Absprache mit den Alliierten sieht eigentlich vor, den Abzug daran zu knüpfen, dass die Taliban Absprachen zu den laufenden Friedensgesprächen einhalten. Ein vollständiger Abzug soll demnach erst bis Ende April 2021 angestrebt werden. Dies sieht auch ein Abkommen der USA mit den Taliban vor.

In der Nato werden die US-Pläne für Afghanistan zum Teil sehr kritisch gesehen. Es wird unter anderem befürchtet, dass es im Fall eines zu schnellen Truppenabzugs wieder zu Rückschritten bei Demokratie und Menschenrechten kommen könnte. Alleine sind die Nato-Partner der USA allerdings nicht in der Lage, den Afghanistan-Einsatz fortzuführen.

Stoltenberg forderte die Taliban am Freitag erneut auf, das «inakzeptable Mass an Gewalt» zu reduzieren und den Weg für einen Waffenstillstand zu ebnen. Zuvor war bekannt geworden, dass bei einem nächtlichen Taliban-Angriff mindestens 20 Angehörige der afghanischen Streitkräfte getötet wurden. Seit mehr als einer Woche gibt es in Afghanistan erneut schwere Gefechte. Im Süden starben nach einer Taliban-Offensive in der Provinz Helmand inzwischen mehr als 100 Zivilisten, Zehntausende Menschen wurden aus ihren Dörfern vertrieben.

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