Einer Studie zufolge waren nur 63 von 1.500 politischen Klimaschutzmassnahmen in den letzten 20 Jahren im erforderlichen grossen Massstab erfolgreich. Die Erfolgsfälle haben etwas gemeinsam.
Kombiniert besonders wirksam: Die Ökosteuerreform und LKW-Maut haben laut einer Studie die Emissionsbelastung im Deutschen Verkehrssektor effektiv gesenkt. (Archivbild)
Kombiniert besonders wirksam: Die Ökosteuerreform und LKW-Maut haben laut einer Studie die Emissionsbelastung im Deutschen Verkehrssektor effektiv gesenkt. (Archivbild) - Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Ob strenge Vorschriften, Subventionen oder Preisanreize: In den vergangenen 20 Jahren wurden zahlreiche Klimaschutzmassnahmen eingeführt. Welche davon wirklich wirksam sind, bleibt oft unklar. Forscher fanden nun heraus, dass nur 63 von 1.500 Klimamassnahmen der vergangenen zwei Jahrzehnten weltweit zu nennenswerten Emissionsreduktionen führten.

Als nennenswert wurde den Angaben zufolge eine Minderung um mindestens 5 bis 10 Prozent eingestuft. Im Mittel lag der Wert bei den Erfolgsfällen bei 19 Prozent.

Was diese Erfolgsfälle der im Fachjournal «Science» veröffentlichten Studie zufolge gemeinsam haben: Sie setzen auf die Hebelwirkung von Steuer- und Preisanreizen. Und weisen darauf hin, dass auf eine Mischung von Ansätzen gesetzt werden sollte: «Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass der Erfolg von Klimamassnahmen vom richtigen Mix der Instrumente abhängt», erklärt Leitautorin Annika Stechemesser vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

«Viel hilft nicht automatisch viel»

Der Studie zufolge reiche es nicht, allein auf Subventionen oder Regulierung zu setzen. «Viel hilft nicht automatisch viel», sagt Nicolas Koch, ebenfalls Leitautor vom PIK und Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC).

Verbote, etwa für Kohlekraftwerke im Stromsektor oder von Verbrennerautos im Verkehr, seien Beispiele dafür: Die Forschenden fanden laut einer Mitteilung keinen Fall, in dem solche Verbote allein schon zu nennenswerten Emissionsreduktionen führten. Erst in Kombination mit Steuer- und Preisanreizen erzielten sie eine Reduktion.

Für die Studie wertete das Forschungsteam unter der Leitung des PIK und MCC 1.500 Klimamassnahmen aus 41 Ländern über 6 Kontinente aus der Zeit von 1998 bis 2022 aus.

Andere Länder, andere Massnahmen

Ein Mix von Massnahmen sei gerade in wirtschaftlich entwickelten Ländern effektiv, hiess es weiter. Für Deutschland nennen die Forscher die Ökosteuerreform ab 1999 und die Lkw-Maut in 2005 als erfolgreiche Massnahmen im Verkehrssektor. Es sei die einzige Politikkombination, die hierzulande bislang zu einer nennenswerten Emissionsreduktion geführt habe.

Andere Länder setzten auf einen anderen Massnahmen-Mix: Die USA habe die Belastung im Verkehrssektor etwa durch Steueranreize, Subventionen für umweltfreundliche Fahrzeuge und CO2-Effizienzstandards den Verkehr verbessert.

Im Stromsektor erwies sich in Grossbritannien etwa die Kombination aus einem CO2-Mindestpreis, Subventionen für erneuerbare Energien und einem Kohleausstiegsplan als besonders erfolgreich.

Im Gebäudesektor in Schweden war es die Mischung aus CO2-Bepreisung und Förderprogrammen für Sanierungen und Heizungswechsel.

Massnahmen lassen sich nicht 1:1 übertragen

Aus den Ergebnissen liessen sich bewährte Best Practices ableiten. «Quer durch die Sektoren Gebäude, Strom, Industrie und Verkehr und sowohl in Industrieländern als auch in den oft vernachlässigten Entwicklungsländern», sagt Koch.

Zwar liessen sich die Massnahmen aus den verschiedenen Ländern «nicht zwingend 1:1 auf andere übertragen», jedoch könnten die Massnahmen-Mischungen der Erfolgsfälle ähnlich entwickelten Ländern Orientierung geben, so Stechemesser. «Wir glauben, dass dieses Orientierungswissen von grosser Bedeutung ist, um Politik und Gesellschaft bei der Transformation zur Klimaneutralität zu unterstützen.»

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