Taylor Swift: Hauptverdächtiger wollte sich als Polizist ausgeben
Das Wichtigste in Kürze
- In Österreich planten drei Personen Terroranschläge auf die Konzerte von Taylor Swift.
- Die drei Auftritte des US-Superstars in Wien wurden deshalb abgesagt.
- Die Ermittlungen laufen nach der Festnahme der Terrorverdächtigen auf Hochtouren.
Die Ermittlungen laufen nach der Festnahme von drei Terrorverdächtigen und der Absage aller Taylor-Swift-Konzerte in Wien auf Hochtouren.
Ein 19-jähriger radikalisierter Islamist hatte nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden Anschläge vorbereitet. Er hatte es demnach auch auf die Shows der populären US-Sängerin in der Hauptstadt abgesehen.
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Sicherheitshalber wurden die drei Massenveranstaltungen in dieser Woche keine 24 Stunden vor Swifts erstem geplanten Auftritt heute Donnerstag abgesagt. Nach Angaben der österreichischen Regierung war die Bedrohungslage «sehr ernst» gewesen. Die neusten Entwicklungen findest du im Nau-Ticker.
14.50: Der jüngste Tatverdächtige ist erst 15 Jahre alt. Er hat einen türkischen Migrationshintergrund, heisst es. Es ist bislang noch unklar, inwieweit er in die Terror-Pläne des Hauptverdächtigen involviert ist.
Auf seine Nachfrage beim 19-Jährigen, warum er Sprengstoff besorgen würde, soll dieser geantwortet haben: «Das wirst du noch sehen.»
Terror-Verdächtiger wollte sich als Polizist ausgeben
13.52: Der Hauptverdächtige soll geplant haben, sich als Polizist auszugeben. Dies geht aus einem Bericht von «Heute» hervor. Beim 19-Jährigen zuhause wurden offenbar eine Sirene und ein falsches Blaulicht gefunden. Sie sollen bereits verwendet worden sein.
Sein Plan war es demnach, mit dem Auto zum Stadion zu fahren und dort in die Menschenmenge zu rasen. Danach wollte er wohl mit Stichwaffen auf weitere Konzertbesucher losgehen. Höhepunkt des Attentats sollte schliesslich die Explosion einer selbst angefertigten Bombe sein, heisst es.
Der 19-Jährige wohnte mit seiner Familie in einem Haus in Ternitz. Nebst der Sirene und dem Blaulicht entdeckte die Polizei zudem Sprengstoff, Zünder, Macheten, Messer und 21'000 Euro (19'700 Franken) Falschgeld entdeckt.
12.47: Wie die «Krone» aus Ermittlerkreisen erfuhr, hat der 17-jährige Tatverdächtige im Happel-Stadion gearbeitet. Dies soll letztlich auch mit ein Grund gewesen sein, dass die Swift-Konzerte abgesagt wurden.
12.32: In seinem umfangreichen Geständnis habe der 19-Jährige gesagt, dass er die Absicht gehabt habe, «entweder heute oder morgen sich selbst und eine grosse Menschenmenge zu töten», sagte Omar Haijawi-Pirchner, der Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst im Bundesinnenministerium.
Er sei Teil eines islamistischen Netzwerks gewesen, das der Polizei bekannt gewesen sei. Er habe sich online über den Bau von Bomben informiert.
Haijawi-Pirchner weiter über den Tatverdächtigen: «Er ist klar radikalisiert und findet es richtig, ungläubige Menschen zu töten.»
19-Jähriger kündigte an, er habe noch Grosses vor
11.59: Durch das Einschreiten der Fahnder ist nach Angaben von Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei den geplanten Konzerten von Taylor Swift in Wien Schlimmeres verhindert worden.
«Eine Tragödie konnte verhindert werden», sagte Karner an einer Medienkonferenz. «Die Lage war ernst, die Lage ist ernst.» Der Minister verwies auf die seit Monaten geltende zweithöchste Terrorwarnstufe in Österreich.
Zu dem Ermittlungserfolg habe die internationale Zusammenarbeit der Geheimdienst wesentlich beigetragen. Neben den beiden festgenommenen Verdächtigen sei eine weitere Person zu Kontrollzwecken angehalten worden.
Der 19-jährige Hauptverdächtige habe am 25. Juli seinen Job gekündigt und angekündigt, er habe noch Grosses vor, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Franz Ruf. Der zweite Verdächtige, ein 17-Jähriger, habe die Beziehung mit seiner Freundin beendet. Bei beiden gebe es offenkundig die Bereitschaft, sich zu töten, so Ruf.
Hauptverdächtiger (19) legt Geständnis ab
11.44: Wie die Wiener Polizei in einer Pressekonferenz informiert, hat der 19-jährige Haupttäter ein Geständnis abgelegt. Zwei weitere Verdächtige, ein 17-Jähriger und ein 15-Jähriger, wurden ebenfalls festgenommen worden. Neben den drei Festgenommenen werde keine weitere Person gesucht, so die Behörden.
10.50: Wie der «Kurier» berichtet, standen die Verdächtigen angeblich mit Sicherheitspersonal in Kontakt. Diese hätten bei der Ausführung des Anschlags helfen sollen. Auch zu den konkreten Tatplänen ist Neues bekannt. Der Tatverdächtige soll geplant haben, mit dem Auto in eine feiernde Menschenmenge zu rasen.
Nebst der Sprengstoffbombe soll er auch Messer und Macheten im Arsenal gehabt haben, berichtet «heute.at».
9.30: Laut der «Krone» wollte der mutmassliche Terrorist zudem mit einem Sprengstoff-Angriff möglichst viele Fans in den Tod mitreissen. Die Chemikalien dazu entnahm er seinem Arbeitgeber – einem Metallverarbeitungsbetrieb in Ternitz (AT).
Ob es tatsächlich möglich gewesen wäre, mithilfe der geklauten Chemikalien eine Bombe bauen zu können, ist ungeklärt. Die Ermittlungen dazu laufen, unmöglich soll es aber nicht gewesen sein.
Berichte über flüchtige Verdächtige
Zwar wurden der 19-Jährige und zwei weitere Personen festgenommen. Ihr Alter und Beziehung zu dem Teenager machte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht publik. Mögliche Komplizen bereiteten den Veranstaltern aber Sorge.
Verschiedene Medien berichteten unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass nach weiteren Verdächtigen gefahndet werde. Die Polizei wollte das nicht bestätigen. Auch sonst wurde zu den Ermittlungen zunächst nur wenig bekannt gegeben.
Wie alle Swift-Konzerte auf der Tournee des Superstars waren auch jene in Wien ausverkauft. Im Ernst-Happel-Stadion wären jeden Abend 65'000 Menschen gewesen. Zudem rechnete die Polizei mit weiteren 15'000 bis 20'000 Swift-Fans in der Umgebung des Stadions.
Kanzler Nehammer: «Eine Tragödie verhindert»
«Die Absage der Taylor Swift Konzerte durch die Veranstalter ist für alle Fans in Österreich eine herbe Enttäuschung», schrieb der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer auf X.
«Die Situation rund um den offenbar geplanten Terroranschlag in Wien war sehr ernst. Dank der intensiven Zusammenarbeit unserer Polizei und dem neu aufgebauten DSN (Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst) mit ausländischen Diensten konnte die Bedrohung frühzeitig erkannt, bekämpft und eine Tragödie verhindert werden.»
Die Ermittler hatten am Mittwoch den ganzen Tag über in Ternitz rund 75 Kilometer südwestlich von Wien Räumlichkeiten durchsucht. Dort wurde auch der 19-Jährige festgenommen. Am Abend waren dort immer noch Spezialisten im Einsatz. Ob Datenträger wie Computer oder Handys sichergestellt wurden, liess die Polizei offen. Die zweite Festnahme erfolgte in Wien.
Radikalisiert im Internet
Der 19-jährige Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln war auf einschlägigen Plattformen im Internet aktiv. Über Online-Foren habe er sich radikalisiert, berichtete die Polizei. Und er habe erst im Juli einen Treueschwur auf die Terrororganisation Islamischer Staat abgelegt.
Dass die Anschlagspläne möglicherweise weit gediehen waren, legt die Tatsache nahe, dass in den Räumen chemische Substanzen gefunden wurden. Ermittler hantierten dort in Schutzanzügen. Was genau der Teenager plante, blieb aber unklar.
Keine Ersatzkonzerte von Taylor Swift geplant
«Aufgrund der Bestätigung durch Regierungsbeamte über einen geplanten Terroranschlag im Ernst-Happel-Stadion haben wir keine andere Wahl, als die drei geplanten Shows zur Sicherheit aller abzusagen», teilte der Konzertveranstalter Barracuda Music mit. Ersatz ist nicht vorgesehen.
Taylor Swift ist für weitere Konzerte in London gebucht. «Alle Tickets werden automatisch innerhalb der nächsten 10 Werktage rückvergütet», kündigte Barracuda Music an.
Das Management von Taylor Swift verwies auf dpa-Anfrage zunächst nur auf die Stellungnahme des Veranstalters und äusserte sich nicht inhaltlich. Die 34-Jährige soll sich bereits in Österreich aufgehalten haben, aber auch das wurde nicht bestätigt.
«Swifties» reagieren enttäuscht – und verständnisvoll
Ihre als «Swifties» bekannten Fans reagierten tief enttäuscht, zeigten aber auch Verständnis für die Absage. «Kann's nicht glauben», schrieb einer unter den Instagram-Beitrag von Barracuda Music mit der Absage. «Mein Herz ist gebrochen», schrieb jemand anderes. Viele Anhänger der Musikerin bezeichneten die Absage dennoch als richtige Entscheidung.
Nach den Festnahmen wurde die Polizei gefragt, ob sie eine Absage der Taylor Swift Konzerte für angebracht halte. Empfehlungen dieser Art seien nicht ihre Aufgabe, wich der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl aus. Er machte aber klar, dass mit der Festnahme zwar die konkrete Gefahr minimiert sei, eine «abstrakte Gefahr» aber weiterhin bestehe.