Ukraine-Krieg: Diese Russen-TV-Prognosen trafen ein und diese nicht

Felix Müller
Felix Müller

Russland,

Das russische TV nährt die Angst vor einem Atomschlag im Ukraine-Krieg. Die Medien bereiteten in der Vergangenheit bereits oft den Boden für Kreml-Beschlüsse.

ukraine krieg
Der erste Kanal des russischen Staatsfernsehens Rossija 1 erklärt am 8. April, was in Kramatorsk geschehen sein soll. - Screenshot Rossija 1

Das Wichtigste in Kürze

  • Im russischen Staatsfernsehen wird ein Atomwaffen-Einsatz ernsthaft als Option diskutiert.
  • Der Kreml benutzte Medien bereits oft, um die Bevölkerung auf Entscheide vorzubereiten.
  • Was Hoffnung gibt: Oft schiessen die TV-Experten auch weit übers Ziel hinaus.

Im russischen Staatsfernsehen wird ein Atomschlag auf den Westen ernsthaft thematisiert. Auch Nobelpreisträger Dmitri Muratow warnt vor einem solchen. Westliche Experten halten das vordergründig mehrheitlich für eine Drohgebärde.

Ukraine Krieg
Das russische Staatsfernsehen simulierte im Ukraine-Krieg mit dieser Grafik einen Atomschlag auf Europa. - Screenshot Twitter

Was beunruhigt: Putin nutzt seine medialen Sprachrohre regelmässig, um die russische Bevölkerung auf seine nächsten Schritte im Ukraine-Krieg vorzubereiten. Allerdings schossen die zahllosen Experten in russischen Medien mit ihren teils wilden Theorien auch oft übers Ziel hinaus.

Ukraine-Krieg: Medien bereiten Bevölkerung vor

Im Bezug auf den Ukraine-Krieg hat das schon vor langer Zeit begonnen. Seit 2014 kämpfen von Russland unterstützte Separatisten im Osten der Ukraine gegen die Regierung. Über Jahre wurde TV-Zuschauern so durch zahllose «Diskussionsrunden» und Artikel ein neues Bild der Ukraine eingehämmert. Heute behaupten die Staatsmedien steif und fest, man würde das eigene Volk von einer «Nazi-Regierung» befreien.

SRF Russland
Auch ein SRF-Beitrag vor dem Ukraine-Krieg wurde von Russland als «Fakenews» bezeichnet. - Aussenministerium der Russischen Föderation

Dazu werden auch Kriegsmanöver oft bereits vor öffentlicher Kommunikation thematisiert. Denn: So ergeben die Entscheidungen für die Bevölkerung bereits Sinn, wenn sie bekanntgegeben werden.

So finden sich zum Beispiel schon am 17. März erste «Swesda»-Berichte, die eine Umorientierung der Militärstrategie ins Spiel bringen. Acht Tage später kündigte der Kreml tatsächlich an, den Schwerpunkt seiner «Spezialoperation» auf die «Befreiung» von Donezk und Luhansk zu verlegen. Eine grosse Mehrheit von Lesern und Zuschauern bewertete den Schritt in Umfragen dann auch als «sehr positiv».

Ukraine-Krieg
Auf den Satellitenbildern vom 19. März sind mehrere Leichen auf den Strassen von Butscha zu erkennen. Die Medien konstruierten auch hier eine Erklärung, die später vom Kreml übernommen wurde - Twitter

Das Gleiche passierte in Butscha, als nach dem Rückzug die Bilder der Leichen auf den Strassen um die Welt gingen. Schon einen Tag, bevor der Kreml die Satellitenaufnahmen als gefälscht und die Toten als Schauspieler betitelte, verbreiteten russische Medienberichte entsprechende Theorien.

Russen-TV zeigt oft nur Gepolter

Doch zum Glück werden längst nicht alle Gewaltfantasien der russischen TV-Landschaft Realität. Zahlreiche teils dramatische Narrative haben sich bisher nicht bewahrheitet.

Haben Sie schon einmal russisches TV geschaut?

Ein Beispiel: Nachdem Mitte April das Flaggschiff Moskwa sank, tobten die russischen Studio-Gäste auf «Rossija 1». Ein Experte bezeichnete den Angriff als hundertprozentigen Kriegsgrund gegen den ganzen Westen, und die Runde forderte eine «entschiedene Antwort».

Gemäss der darauf von Medien mehrere Tage lang am Leben gehaltenen Diskussion sollte Kiew in Schutt und Asche gebombt werden. Und zwar dann, wenn Selenskyj westliche Staatsoberhäupter empfängt, um die Nato auch zu schwächen.

Das ist glücklicherweise dann aber nicht passiert, zahlreiche Staatschefs, inklusive Nationalratspräsidentin Irène Kälin, waren schon zu Besuch.

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