Ukraine-Krieg könnte weltweit Menschen in den Hunger treiben
Russland und die Ukraine gelten als zwei der wichtigsten Kornkammern der Welt. Wenn die Getreideproduktion in den beiden Ländern wegen des Krieges einbrechen sollte, drohen folgenschwere Engpässe.
Das Wichtigste in Kürze
- Russlands Krieg gegen die Ukraine könnte nach Angaben von Entwicklungsministerin Svenja Schulze katastrophale Folgen für die Lebensmittelversorgung in Afrika und anderen ärmeren Weltregionen haben.
«Russland und Ukraine sind zwei der grössten Exporteure für Weizen und damit die Kornkammer der Welt», erklärte die SPD-Politikerin am Montag am Rande eines EU-Entwicklungsministertreffens im französischen Montpellier. «Wenn diese Exporte nun wegbrechen, werden Nahrungsmittelpreise weiter steigen, obwohl sie durch Corona und die hohen Energie- und Düngerpreise schon jetzt auf Höchstständen sind.»
Nach ersten Prognosen könnte das 8 bis 13 Millionen Menschen zusätzlich in den Hunger treiben, vor allem in Afrika, dem Nahen Osten und Asien, ergänzte sie. Deshalb arbeite ihr Ministerium bereits an Gegenmassnahmen. Man wolle unmittelbar helfen, zugleich aber auch langfristig für krisensicherere lokale Ernährungssysteme sorgen.
Weizen und Sonnenblumenöl
Angaben aus der EU zufolge war Russland 2021 der weltweit grösste Weizenexporteur gefolgt von den USA, Kanada und Australien. Danach folgte auf Platz fünf der Rangliste bereits die Ukraine. Sehr relevant sind die beiden Länder zudem als Exporteure von Sonnenblumenöl. So war die Ukraine 2021 weltweit Ausfuhrland Nummer eins gefolgt von Russland auf Platz zwei. Russland ist darüber hinaus weltweit ein sehr wichtiger Düngemittelexporteur.
Schätzungen zufolge könnten die befürchteten Marktturbulenzen die Zahl der unterernährten Menschen im asiatisch-pazifischen Raum nun um 4,2 bis 6,4 Millionen ansteigen lassen. In Afrika könnten 2,6 bis 5,1 Millionen betroffen sein und im Nahen Osten bis zu 960.000.
Neben der Krisenvorsorge in diesem Bereich wird nach Angaben von Schulze weiter intensiv daran gearbeitet, den vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine zu helfen. «Auch mein Haus, das Entwicklungsministerium, hat sofort flexibel reagiert und schichtet Mittel in Höhe von bislang 38,5 Millionen Euro um, die für Katastrophenschutz und konkrete zivile Versorgung bereit stehen», teilte die SPD-Politikerin am Montag mit. Erste Soforthilfen für die Feuerwehr in der Ukraine seien bereits angekommen. Dazu gehörten unter anderem Schutzkleidung sowie Atemschutz- und Löschgeräte im Wert von vier Millionen Euro.
Weitere Hilfsmassnahmen stehen nach BMZ-Angaben kurz vor der Umsetzung. Sie sollen vor allem ukrainischen Kommunen zugute kommen, die Binnenvertriebene betreuen und beherbergen. Konkret geht es dabei zum Beispiel um die Beschaffung Generatoren, Wassertanks oder Zelten. Erheblich erleichtert wird die Unterstützung den Angaben zufolge durch bereits bestehenden Beziehungen. So gibt es den Angaben zufolge mehr als 70 kommunale Partnerschaften zwischen deutschen und ukrainischen Städten und Gemeinden.