Ukraine Krieg: Papst Franziskus macht Nato Vorwürfe
Papst Franziskus gibt der Nato eine Mitschuld am Ukraine-Krieg. Gleichzeitig vergleicht er ihn mit dem Völkermord in Ruanda.
Das Wichtigste in Kürze
- Papst Franziskus glaubt, die Nato-Osterweiterung hat den Ukraine-Krieg erleichtert.
- Der Papst möchte ein Treffen mit Putin, der Kreml hat darauf aber nicht geantwortet.
- Das Treffen mit dem orthodoxen Kirchenoberhaupt Kyrill wurde aber abgesagt.
Papst Franziskus sorgt in einem Interview mit dem «Corriere della Sera» für Aufsehen. Darin übernimmt das Oberhaupt der katholischen Kirche russische Propaganda: Die Nato-Osterweiterung sei ein «Bellen» des Bündnisses vor der Türe Russlands.
Der Papst verneint aber, dass die Nato-Präsenz in Osteuropa eine Provokation sei, doch sie habe die Invasion «vielleicht erleichtert». Damit gibt er der Nato eine Mitschuld am Ukraine-Krieg.
Das Interview des Papsts dürfte den Kreml gleichzeitig erfreut und erzürnt haben: Denn der Argentinier verglich den Ukraine-Krieg auch mit dem Blutbad in Ruanda 1994 – einem anerkannten Völkermord.
Deswegen dürfte das vom Vatikan geforderte Treffen von Franziskus und Wladimir Putin wohl in nächster Zeit kaum stattfinden. Bislang habe er noch keine Antwort auf die Anfrage erhalten, sagt Papst Franziskus. Er werde aber weiter auf das Treffen beharren, auch wenn er fürchte, dass Putin dieses nicht wahrnehmen könne und wolle.
Das katholische Oberhaupt hätte eigentlich Mitte Juni seinen orthodoxen Amtskollegen Kyrill in Moskau treffen sollen. Doch das wurde nun vom Vatikan abgesagt.
Er habe online mit ihm gesprochen, sagt Papst Franziskus. Doch die Hälfte der Zeit habe Kyrill die Rechtfertigung des Ukraine-Kriegs vorgelesen. Er könne nicht «Putins Messdiener» werden, habe Franziskus erklärt und das Treffen abgesagt.
Kyrill gilt als enger Vertrauter Putins, der auch den Krieg unterstützt. Die EU will den hohen Geistlichen deswegen auch auf die Sanktionslist setzen.