Ukraine-Krieg: Russen beschönigen Verhältnis von Putin zu Prigoschin
Seit dem Tod von Wagner-Chef Prigoschin im Ukraine-Krieg sind sich die meisten sicher: Putin steckt hinter dem Anschlag. Die Russen zeichnen ein anderes Bild.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor weniger als einer Woche kam der Wagner-Chef mutmasslich ums Leben.
- Der Westen glaubt an ein von Putin angeordnetes Attentat.
- In Russland selbst wird das Verhältnis zwischen den beiden beschönigt.
Vor fast einer Woche, am 23. August, verstarb der Wagner-Chef Prigoschin mutmasslich bei einem Flugzeugabsturz. Die russischen Behörden haben seinen Tod mittlerweile bestätigt.
Der Westen ist sich sicher: Der russische Präsident wollte ihn im Ukraine-Krieg aus dem Weg räumen. Schliesslich war Prigoschin seit dem Aufstand seiner Truppen Putin ein Dorn im Auge.
Russen beschönigen im Ukraine-Krieg Verhältnis zwischen Prigoschin und Putin
Eine dem russischen Verteidigungsministerium nahestehende Quelle sagte jüngst: Prigoschins weiteres Überleben würde für den Kreml eine noch grössere Gefahr darstellen. Mit dem Flugzeugabsturz sei der Anführer einer bewaffneten, potenziellen Opposition eliminiert worden.
In den russischen Medien klingt das aber ganz anders. Eine auf staatliche Propaganda spezialisierte Journalistin sagte gemäss der britischen Zeitung: «Die russischen Propagandisten wollen erreichen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung alle ausser Putin von Prigoschins Tod profitieren.»
Sie würden jede mögliche Version diskutieren, nur nicht die offensichtlichste. Also jene, dass Putin den Flug sabotierte.
Stattdessen würde über «die Leistungen Prigoschins im Krieg» berichtet. «Und wie ungünstig sein Tod für die russische Regierung ist.» Die unausweichliche Strafe, die Putin dem «Verräter» versprochen hatte, werde kaum diskutiert.
Alexej Dyumin, ein ehemaliger Leibwächter Putins und jetziger Regionalgouverneur, nannte Prigoschin gar einen «wahren Patrioten».
Vieles deutet dennoch auf einen Racheakt Putins hin. In einer Dokumentation von 2018 antwortete Putin auf die Frage, was er nicht vergeben könne, ohne zu zögern: «Verrat».
Prigoschins Vermächtnis wird laut «Guardian» nun davon abhängen, ob er als Putins Freund oder Verräter gesehen wird. Der Wagner-Boss beharrte zu seinen Lebzeiten noch darauf: Mit seinem bewaffneten Putsch-Versuch habe er Putin vor den Militärs retten wollen. Diese hätten die Wahrheit über den Ukraine-Krieg verschleiert und Gelder veruntreut.