Ukraine Krieg: Russische Rekruten befürchten, verheizt zu werden
Russland rekrutiert tausende junge Wehrpflichtige. Jetzt befürchten die Russen, dass die unerfahrenen Männer an die Front in den Ukraine-Krieg geschickt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Freitag rekrutiert Russland wie jedes Jahr rund 134'500 neue Soldaten.
- Die Rekruten befürchten jetzt, an die Front im Ukraine-Krieg geschickt zu werden.
- Der Kreml dementiert diese Pläne, doch der Unmut in der Bevölkerung wächst.
Seit Freitag werden neue russische Soldaten rekrutiert. 134'500 junge Russen sollen einrücken, so viele wie in anderen Jahren auch. Gemäss offiziellen Angaben des Kremls werden die frischgebackenen Rekruten aber nicht an der Front eingesetzt.
Doch diesem Versprechen schenkt nicht jeder Glauben – auch die russische Bevölkerung nicht, wie «Associated Press» berichtet. Besonders die Rekruten und ihre Mütter haben Angst, dass die schlecht ausgebildeten Männer an die Hotspots im Ukraine-Krieg müssen.
«Ich traue ihnen nicht, wenn sie erklären, sie würden Wehrpflichtige nicht in den Kampf schicken. Sie lügen die ganze Zeit.» So wie Wladislaw (22), der fürchtet, direkt nach dem Ende seines Studiums ins Militär zu müssen, denken viele.
Ukraine-Krieg: Dasselbe passierte in Tschetschenien
Die Zweifel der Bevölkerung haben historische, wie auch aktuelle Gründe. Zum einen wurden in den beiden Tschetschenienkriegen (1994 bis 1996 und 1999 bis 2009) tausende Wehrpflichtige an die Front gesandt. Etliche starben dabei.
Zum anderen wurden schon zu Beginn des Ukraine-Kriegs dieselben Parolen gemacht. Laut offiziellen Angaben kämen während der «Spezialoperation», wie Russland den Ukraine-Krieg bezeichnet, keine Wehrpflichtigen zum Einsatz.
Trotzdem tauchten Videos von jungen Rekruten auf, die sich plötzlich an den Brennpunkten des Kriegs wiederfanden. In Gefangenschaft geraten, riefen sie nach ihren Müttern und Vätern. Moskau räumte ein, es sei «ein Versehen» gewesen. Die jungen Soldaten hätten, weitab von der Front, in einer Versorgungseinheit gedient.
Einige Rekruten erzählten, dass ihnen der Vorwand einer Militärübung vorgegaukelt wurde. Andere Berichte deuten darauf hin, dass sie gezwungen wurden, einem Kriegseinsatz in der Ukraine vertraglich zuzustimmen.
Obwohl Verteidigungsminister Sergej Schoigu die Position des Kremls erneut bekräftigt, glauben ihm viele Russen nicht mehr. Die jungen Männer fragen sich, ob sie jetzt im Ukraine-Krieg eingesetzt werden und um ihr Leben bangen müssen.