Ukraine-Krieg: Russland greift gezielt Strom-Infrastruktur an
In den letzten Tagen hat Russland mit neuen Raketen-Angriffen im Ukraine-Krieg auf die Energieinfrastruktur gezielt. Auf den Winter hin ist das verheerend.
Das Wichtigste in Kürze
- Die neuen russischen Angriffe auf die Ukraine zerstören gezielt die Strom-Infrastruktur.
- Besonders auf den Winter hin könnte dies verheerend sein.
- So musste das Land am vergangenen Montag etwa jeglichen Strom-Export stoppen.
Mit den jüngsten Raketenangriffen im Ukraine-Krieg hat Russland vermehrt die Energieinfrastruktur des Landes beschädigt. Fast 4000 Städte und Dörfer hatten zeitweise keinen Strom, meldete das Energieministerium.
Damit verfolge Russland konkrete Absichten, sagt Artur Lorkowski, der Chef der Organisation Energy Community der «NZZ»: «Russland will beweisen, wie verletzlich die Infrastruktur und letztlich die ukrainische Bevölkerung ist.»
Die in Wien ansässige Gruppe der EU und neun osteuropäischen Ländern hat zum Ziel, einen gemeinsamen Energiemarkt zu schaffen. Seit dem russischen Einmarsch im Ukraine-Krieg unterstützen Lorkowski und sein Team die Ukraine bei der Stromversorgung. Auch eine Handvoll geflüchtete ukrainische Energiefachleute arbeiten in Wien mit.
Strom-Export trotz Ukraine-Krieg
Am 24. Februar, dem Tag von Putins Einmarsch, hatte die Ukraine ihr Stromnetz von Russland abgekoppelt. Seither exportierte das Land trotz Krieg überschüssigen Strom in die EU.
Dies änderte sich aber am vergangenen Montag abrupt, wie die Zeitung berichtet. Die neuen russischen Raketenangriffe verursachten zu grosse Schäden an Kraftwerken und Leitungen, der Export wurde gestoppt.
Vor allem die Bomben um das Riesen-AKW Saporischschja sind verheerend für die Ukraine. Das von den Russland kontrollierte Werk produziert derzeit keinen Strom und wurde vom Netz genommen.
Saporischschja Schlüssel für Stromversorgung
So ist dieses auch für Lorkowski der Schlüssel dazu, wie der Winter im Ukraine-Krieg laufen wird. Falls Saporischschja wieder Strom produziert, können Bevölkerung und Wirtschaft wieder ausreichend versorgt werden, sagt der Experte. Falls nicht, benötigt die Ukraine zusätzliches Gas und Kohle aus dem Ausland. «Das Problem sind der Preis und die Verfügbarkeit», so Lorkowski gegenüber der «NZZ».
Schon in westeuropäischen Ländern klagen viele über die hohen Energiepreise, jedoch gibt es meist finanzielle Unterstützung der Regierung. Mitten im Ukraine-Krieg kann sich das Kiew aber wohl kaum leisten.
Dementsprechend soll die Bevölkerung jetzt schon mit dem Stromsparen beginnen. Die Ukrainer sind dazu aufgerufen worden, ihren Stromverbrauch zwischen 17 und 23 Uhr so gut es geht einzuschränken.