Ukraine Krieg: Schüsse auf Journalisten sind «Kriegsverbrechen»

Gestern kam ein Schweizer Journalist unter den Beschuss russischer Truppen. «Reporter ohne Grenzen» hat nun Beschwerde wegen Kriegsverbrechen eingereicht.

Ukraine Krieg
Der Schweizer Kriegsberichterstatter Guillaume Briquet wurde in der Ukraine durch russische Schüsse verletzt. - Twitter

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweizer Journalist Guillaume Briquet wurde gestern von russischen Schüssen verletzt.
  • Es handelt sich nicht um den ersten Angriff auf Journalisten durch russische Streitkräfte.
  • «Reporter ohne Grenzen» hat beim Internationalen Strafgerichtshof Beschwerde eingereicht.

Gestern geriet Guillaume Briquet im Ukraine-Krieg in seinem Auto unter Beschuss russischer Truppen. Der Schweizer Kriegsberichterstatter verletzte sich dabei im Gesicht und am Unterarm. Nach einer Kontrolle wurden ihm zudem ein Reisepass, 3000 Euro in bar, persönliche Gegenstände, ein Helm, Fotomaterial und ein Laptop abgenommen.

Russland Auto Ukraine-Krieg
In diesem Auto soll der Schweizer Journalist im Ukraine-Krieg von russischen Schüssen getroffen worden sein. - Twitter

Bei «Reporter ohne Grenzen» (RSF) weiss man, dass es sich beim jüngsten Angriff auf Medienschaffende nicht um einen Einzelfall handelt: «Es gab seit Kriegsbeginn keine ‹Schonung› für Medienschaffende», sagt Bettina Büsser, Koordinatorin Deutschschweiz bei RSF, am Montag auf Anfrage von Nau.ch.

Ukraine-Krieg: «Diese Angriffe gelten als Kriegsverbrechen»

Ende Februar kamen sowohl der Journalist Dilerbek Schakirow in Cherson und der Kameramann Ewgeni Sakun im Ukraine-Krieg ums Leben. Zudem wurden zwei dänische Journalisten durch Schüsse auf ihr Auto schwer verletzt.

Vergangenes Wochenende wurde der Sky-News-Chefkorrespondent Stuart Ramsay bei Kiew angeschossen. «Das war ein professioneller Überfall!», sagt Ramsay im Nachhinein.

Ukraine-Krieg
Ein Schweizer Journalist ist im Ukraine-Krieg zwischen die Fronten geraten und verletzt worden. (Symbolbild) - Keystone

Journalisten müssten in bewaffneten Konflikten genauso geschützt werden wie Zivilisten. «Gezielte Angriffe auf Medienschaffende gelten als Kriegsverbrechen», so Büsser.

Beschwerde vor dem Internationalen Strafgerichtshof eingereicht

Ausserdem hätten russische Truppen Radio- und Fernsehtürme bombardiert und zerstört. «Damit wird die Informations-Infrastruktur gezielt angegriffen und die Berichterstattung innerhalb der Ukraine massiv erschwert», sagt Büsser.

RSF habe deshalb eine Beschwerde vor dem Internationalen Strafgerichtshof eingereicht: «Diese Angriffe stellen nach unserer Einschätzung ein Kriegsverbrechen dar.»

Sorgen Sie sich um die Journalisten in Kiew?

Weil immer mehr Journalisten aus der Ukraine flüchten, stehe der Informationsfluss vor einem Problem. Büsser: «Es liegt sicher im Interesse der russischen Regierung, dass möglichst wenig Informationen aus den Kriegsgebieten nach draussen dringen.»

Es seien aber nach wie vor ausländische und ukrainische Journalisten im Einsatz, die weiterhin versuchten, zu informieren. «Ausserdem haben Medienschaffende, die jetzt die Ukraine verlassen, meistens ein Netzwerk an ukrainischen Kontakten, über die sie auch im Ausland Informationen erhalten können.»

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