Ukraine-Krieg: So gross ist die Angst in Moskau
Angesichts der ukrainischen Angriffe sehen viele Russinnen und Russen von Ferien auf der annektierten Krim ab. Zu gross ist die Angst vor dem Ukraine-Krieg.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Rahmen der ukrainischen Gegenoffensive kommt es immer wieder zu Angriffen auf die Krim.
- Die von Russland annektierte Halbinsel gilt als beliebte Feriendestination.
- Die Angst vor dem anhaltenden Krieg lässt viele Russinnen und Russen allerdings zögern.
Lang wurde sie erwartet, nun läuft sie seit sieben Wochen: Im Rahmen ihrer Gegenoffensive im Ukraine-Krieg hat die ukrainische Armee eigenen Angaben zufolge 227 Quadratkilometer Land zurückerobert.
Auch die von Russland kontrollierte Krim steht im Visier der Ukrainer. Seit der Annexion 2014 hat die russische Regierung viel Geld investiert, um ihre Bevölkerung dorthin in den Urlaub zu locken. Doch seit Beginn des Ukraine-Kriegs trügt die Idylle auf der Krim: Statt Entspannung erwarten russische Touristen nun vermehrt ukrainische Drohnenangriffe, Explosionen und entgleiste Züge.
Grund für die Angriffe: Über die Halbinsel verläuft grösstenteils der Nachschub der russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine. Immer wieder werden deshalb Treibstoff- und Munitionslager attackiert. Auch auf der 19 Kilometer langen Krim-Brücke, einem prestigeträchtigen Projekt von Präsident Wladimir Putin, kam es zu Explosionen.
Russen sehen von Krim-Ferien ab
Der anhaltende Krieg lässt viele Russinnen und Russen zögern, die Region zu besuchen, wie eine Strassenumfrage der «Moscow Times» zeigt. «Ich habe nicht vor, die Krim im nächsten Jahr zu besuchen», sagt eine Frau.
Und weiter: «Es ist beängstigend, dorthin zu gehen. Es gibt dort bestimmt auch keinen Tourismus im Moment. Hier ist es sicher, in der Nähe des Kremls.»
Auch er werde die Krim nicht besuchen, sagt ein weiterer Passant. «Ich mag keine russischen Destinationen. Urlaub im Ausland ist viel besser. Für das gleiche Geld erhält man eine bessere Qualität.»
Ich denke, es ist aktuell gefährlich, an solche Orte wie die Krim zu gehen», sagt er weiter. Aber vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bleibe keine andere Wahl. «Viele Menschen arbeiten, andere können das Land nicht verlassen.»
«Ich würde nicht sagen, dass die aktuelle Situation ungewöhnlich ist», sagt ein anderer Passant. «Wir haben uns daran gewöhnt. Und es wird wahrscheinlich wieder passieren.»
Klare Worte über Ukraine-Krieg
Die angesprochenen Passantinnen und Passanten wählen ihre Worte zum Ukraine-Krieg angesichts der starken Repression in Russland vorsichtig. Nicht so eine Moskauerin in einer Bar, sie gibt klar zu verstehen, was sie davon hält.
«Wir leben praktisch in Afghanistan», sagt sie. «Ich will nicht von einem Mob vergewaltigt, geschlagen oder ausgeraubt werden, weil ich Fragen beantworte. Also trinke ich meinen Cocktail und zahle Steuern.»