Ukraine Krieg: Wagner-Chef stellt sich als «Opferheld» dar
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin schiesst gegen russische Behörden. Der auch als «Putins Koch» bekannte Russe wird im Ukraine-Krieg immer mächtiger.
Das Wichtigste in Kürze
- Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin will sich in Russland als «Opferheld» darstellen.
- «Putins Koch» gewinnt im Ukraine-Krieg immer mehr an Macht.
- Erstmals soll er Putin in den 90er getroffen haben, seither stieg er immer höher auf.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Jewgeni Prigoschin gegen russische Behörden geschossen. Damals kritisierte der Chef der Privatarmee Wagner, wie auch Tschetschenen-Anführer Ramsan Kadyrow, unter anderem Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
Nun hat «Putins Koch» Prigoschin weitere Informationskampagnen gestartet. Wie die US-Denkfabrik «Institute for the Study of War» (ISW) berichtet, sollen diese seinem Image dienen. Demnach will sich der Unternehmer als «aufopferungsvoller Held Russlands in einem Kreuzzug gegen korrupte russische Behörden darstellen».
Der Pressedienst des 61-Jährigen veröffentlichte zuletzt einen Brief einer Familie eines verstorbenen Wagner-Soldaten. Darin wird Prigoschin als «die einzige Person» bezeichnet, «der das Schicksal der Verteidiger Russlands und seiner Familie nicht gleichgültig ist».
Des Weiteren reagierte er auf Berichte, wonach einem seiner Soldaten ein ehrenvolles Begräbnis verweigert worden sei. In Richtung der zuständigen Behörden sagte Prigoschin, man werde «mit diesem Abschaum fertig werden». Ihre Kinder «würden an den Nasenlöchern gezogen», um am Ukraine-Krieg teilzunehmen.
«Putins Koch» könnte gemäss dem ISW damit seine Attraktivität als «Held» der Stimmlosen erhöhen. Des Weiteren würde seine Kampagne unterstützt, die eine rechtliche Anerkennung der Söldner-Truppe befürwortet. In Russland sind Privatarmeen aber eigentlich verboten.
Steiler Aufstieg von «Putins Koch»
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat im Ukraine-Krieg immer mehr an Macht gewonnen. Der Unternehmer gilt mittlerweile als enger und wichtiger Vertrauter Putins und wurde bereits als dessen Nachfolger gehandelt.
Kennengelernt habe er den Kreml-Chef eigenen Angaben zufolge einst in einem seiner Restaurants Ende der 90er-Jahre. Gerüchten zufolge ist der 61-Jährige aber bereits zuvor in seiner Tätigkeit in der Sankt Petersburger Glücksspielszene über den Weg gelaufen.
Davor hatte Prigoschin unter anderem wegen Raubüberfalls eine neunjährige Haftstrasse abgesessen, ehe er 1990 entlassen wurde. Als freier Mann betrieb der Russe später Restaurants und sicherte sich in den 200er-Jahren schliesslich Deals mit der Regierung.
Unter anderem sollte er mit seiner Firma Concord Schulen, Kindergärten und die russischen Streitkräfte mit Essenslieferungen versorgen. Auch für Staatsbankette wurde Prigoschin verantwortlich, es entstand sein Übername.
Prigoschin rekrutierte für Ukraine-Krieg Schwerverbrecher
Nach vielen öffentlichen Aufträgen und dem gescheiterten Aufbau einer Kette von Schnellrestaurants arbeitete Prigoschin auch für Putins Propaganda-Abteilung.
International bekannt wurde Prigoschin jedoch durch die Gründung und Finanzierung der Privatarmee Gruppe Wagner. Deren Gründung im Jahr 2014 gab Prigoschin im Ukraine-Krieg schliesslich zu. Ihr werden Menschenrechtsverstösse in mehreren Ländern vorgeworfen.
Eingesetzt wurde die Gruppe etwa in Syrien, Afrika und vor allem in der Ukraine.
Die USA haben die Organisation wegen «Gräueltaten und Menschenrechtsverletzungen» am Freitag als «transnationale kriminelle Organisation» eingestuft. Prigoschin antwortete, die USA und er seien somit «Kollegen», und beschuldigte die USA damit, ebenfalls eine kriminelle Organisation zu sein.
Im Ukraine-Krieg ist die Privatarmee Berichten zufolge mit 50'000 Kämpfern im Einsatz. 40'000 Mitglieder seien aus Gefängnissen rekrutiert worden. Ihnen versprach der international sanktionierte Prigoschin nach sechsmonatigem Einsatz für Wagner die Freiheit. Unter ihnen befinden sich Schwerverbrecher.