Versicherungen: Rote Zahlen wegen Flutkatastrophe
Die Flutkatastrophe und die Corona-Pandemie haben die Versicherungswirtschaft auch 2021 belastet. GDV-Präsident Weiler fordert politische Lösungen beim Naturgefahrenschutz.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Versicherungsbranche blickt besonders aufgrund der der verheerenden Flutkatastrophe im Sommer mit zahlreichen Toten und verwüsteten Landstrichen auf ein schweres Jahr zurück.
Die Schaden- und Unfallversicherer hätten aufgrund der Überschwemmungen erstmals seit 2013 wieder rote Zahlen geschrieben, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag mit. Demnach überstiegen die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb die Beitragseinnahmen deutlich: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote kletterte laut GDV im vergangenen Jahr auf 102 Prozent - nach knapp 91 Prozent im Jahr davor.
«Mit versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen von rund 12,5 Milliarden Euro ist 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr Deutschlands seit Beginn unserer Statistik Anfang der 1970er-Jahre», sagte GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Allein die Versicherungsschäden durch die Flutkatastrophe im Juli beliefen sich laut dem Verbandspräsidenten auf acht Milliarden Euro.
Weniger Lebensversicherungen
Die Nachfrage nach Lebensversicherungen entwickelte sich derweil schleppend. Nachdem die Zahl der Neuverträge im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Krise eingebrochen war, ging sie im vergangenen Jahr um weitere 1,1 Prozent auf 4,7 Millionen neu abgeschlossene Verträge zurück. Die gesamten Beitragseinnahmen der Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds sanken um 1,4 Prozent auf knapp 102 Milliarden Euro. Ein Grund ist laut GDV der weiterhin schwierige Vertrieb von Policen aufgrund der Einschränkungen in der Pandemie.
Ausgenommen von dieser Entwicklung war die Nachfrage nach Riester-Verträgen. Hier legte die Zahl der abgeschlossenen Neuverträge im Jahr 2021 deutlich um zwölf Prozent auf 310 500 zu. «Das ist die höchste Zahl an Riester-Neuabschlüssen seit dem Jahr 2016», sagte Weiler. «Unsere Schlussfolgerung: Viele Kundinnen und Kunden haben sich angesichts der laufenden politischen Debatte um Reformen der privaten Altersvorsorge noch einen Vertrag gesichert.»
Insgesamt aber dürfte das schleppende Geschäft bei den Lebensversicherern laut Weiler auch im laufenden Jahr anhalten. «Wir halten ein Beitragswachstum zwischen einem und zwei Prozent für realistisch.» Optimistischer äusserte sich der Verbandspräsident mit Blick auf die gesamte Branche. «Aktuell erwarten wir für 2022 ein Beitragswachstum zwischen zwei und drei Prozent für den Versicherungssektor insgesamt», betonte Weiler. Im vergangenen Jahr waren die Beiträge der gesamten Versicherungsbranche demnach um rund ein Prozent gewachsen und beliefen sich auf 223,4 Milliarden Euro.
Forderungen an die Politik
In der Diskussion um eine Pflichtversicherung gegen Naturgefahren erneuerte Weiler am Donnerstag den Branchenvorschlag einer Widerspruchslösung. Demnach solle der Bund für die Versicherer die gesetzliche Möglichkeit schaffen, «alle bestehenden privaten Wohngebäudeversicherungsverträge zu einem Stichtag umzustellen». Die Verträge umfassten dann auch einen Versicherungsschutz gegen Naturgefahren - für die Verbraucherinnen und Verbraucher würde das höhere Beiträge bedeuten.
«Für Hausbesitzer, die diesen Schutz auch zukünftig nicht wollen, bleibt die Möglichkeit, aktiv zu widersprechen», sagte Weiler. «So wahren wir die Entscheidungsfreiheit.» Die Nachfrage nach Elementarschutzversicherungen war nach den Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz deutlich gestiegen. Dennoch seien nach wie vor nur etwa die Hälfte aller Hausbesitzer entsprechend abgesichert, sagte Weiler. Eine Pflichtversicherung hatte der Verband im vergangenen Jahr abgelehnt.