Vertrauter von Benedikt XVI. (†95) enthüllt Vatikan-Geheimnisse
Georg Gänswein war jahrelang engster Vertrauter von Benedikt XVI. (†95). Sein Buch «Nichts als die Wahrheit» zeigt nun tiefe Einblicke in den Vatikan.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Kuzrem ist Georg Gänsweins Buch «Nichts als die Wahrheit» auf dem Markt.
- Der ehemalige Präfekt spricht dabei offen über Machtkämpfe im Vatikan.
- Besonders Papst Franziskus steht nach der Lektüre nicht gut da.
In seinem Buch «Nichts als die Wahrheit» packt Georg Gänswein über Machtkämpfe und Intrigen im Vatikan aus. Als langjähriger Vertrauter des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. muss er es ja wissen. Besonders über Papst Franzsikus verliert Gänswein kein gutes Wort.
Der «Don Giorgio» musste nämlich wegen des Papstes vor drei Jahren seinen Posten als Präfekt des päpstlichen Hauses verlassen. Nach dem Gänswein davon erfahren habe, sei er «schockiert und sprachlos» gewesen. Offiziell blieb sein Titel ihm auch später noch erhalten. So berichtet der «Spiegel», welchem bereits vor der Veröffentlichung das Buch vorliegt.
Benedikt XVI. unzufrieden mit Kurs von Franziskus
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung kommt der katholischen Kirche ungelegen. Denn im Vatikan herrschen erbitterte Kämpfe zwischen Traditionalisten und Reformern. Sie ringen um die Gunst des Pontifex, der bislang noch keine Richtung eingeschlagen hat.
Brisant ist zum Beispiel diese beschriebene Szene von Gänswein: 2020 las der seit 2013 emeritierte Benedikt die vatikanische Tageszeitung «Osservatore Romano». Dabei erfuhr er, dass sein Nachfolger Franziskus die Tridentinische Messe, ein Herzensprojekt Benedikts, nur noch unter strengen Auflagen erlaubt.
Gänswein schreibt, dass Benedikt darin «einen eindeutigen Kurswechsel und einen Irrtum» sah. Dadurch wurde «der Versuch, zu versöhnen, aufs Spiel gesetzt». Dabei spricht Gänswein die angestrebte Versöhnung zwischen den traditionellen und progressiven Kräften der Kirche an.
Noch saurer stiess dem Altpapst laut Gänswein ein Rat Franziskus für zwei junge Priester auf. Er legte ihnen nahe, erst einmal ordentlich Spanisch und Vietnamesisch zu lernen. Diese Sprachen sprechen nämliche viele Millionen Gläubige. Für Latein sei danach immer noch Zeit.
Benedikt äusserte sich öffentlich nur sehr vorsichtig. In schriftlichen Beiträgen liess er hier und da durchschimmern, dass seine eigene Linie nicht deckungsgleich mit der seines Nachfolgers war.
Gänswein wurde mit Papst Franziskus wohl nie warm. Häufig fühlte er sich «übergangen», gar gedemütigt. Darauf habe das Kirchenoberhaupt gesagt: Demütigungen können sehr guttun. Die Mitteilung, dass Gänswein seine Position als Präfekt behalten, aber nicht mehr ausüben dürfe, war für ihn der schwerste Schlag.
Der Altpapst berichtete Franziskus in einem Schreiben, dass Gänswein «schwer und zunehmend unter dem Gewicht seines Ausgeschlossenseins leidet». Darauf reagierte der Pontifex nicht sonderlich: Er solle sich weiter dem Dienst von Benedikt XVI. widmen.