Was bringt der Westen-Preisdeckel für Russen-Öl?
Die EU und ihre Partner haben einen Preisdeckel von 60 US-Dollar pro Barrel für russisches Öl festgelegt. Schadet das Putin (genug)? Ein Experte schätzt ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die EU- und G7-Staaten wollen Russland zwingen, sein Öl billiger zu verkaufen.
- Dazu wurde letzten Freitag ein Ölpreisdeckel von 60 US-Dollar pro Barrel beschlossen.
- Ein Wirtschaftsexperte erklärt, welche Auswirkungen dies auf die Weltwirtschaft hat.
Seit heute ist der von den EU-Staaten beschlossene Preisdeckel für russisches Öl in Kraft. Mit diesem soll Russland gezwungen werden, sein Öl nur noch für höchstens 60 US-Dollar pro Barrel (157 Liter) zu verkaufen.
Um das durchzusetzen, sollen Dienstleistungen bestraft werden, die dazu beitragen, teureres Russen-Öl in Drittstaaten zu bringen. Betroffen sind etwa westliche Reedereien, die Öltransporter in ihrer Flotte haben. Aber auch Versicherungen, technische Dienstleister oder Vermittlungsdienste sollen die russischen Preise nicht mehr tragen.
Ölpreis könnte wieder steigen
«Falls der Ölpreisdeckel wirklich greift, kann Russland sein Öl nicht mehr so leicht verkaufen», erklärt Wirtschaftsprofessor Reto Föllmi. «Oder es wird seine Produktion einschränken.»
Das hat aber nicht nur negative Auswirkungen für die Russen, so Föllmi: Beides würde nämlich den Ölpreis auf dem Weltmarkt weiter nach oben treiben, was auch die Schweiz zu spüren bekäme. Die Benzin- und Heizölpreise könnten wieder steigen.
«Da der Deckel nahe am Weltmarktpreis ist, ist die Wirkung aber noch wenig spürbar», so der Experte der Universität St.Gallen. Die westlichen Staaten hätten den Ölpreisdeckel bewusst moderat gesetzt. «Die Hoffnung ist, dass der Deckel dem Westen nur wenig schadet und er darum länger durchgehalten werden kann.»
Selenskyj kritisiert Preisdeckel als zu wenig effektiv
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den Preisdeckel gerade deshalb als nicht effektiv genug kritisiert. Die Ukraine hatte gefordert, ihn bei 30 US-Dollar pro Barrel anzusetzen. Sonst fliesse weiterhin zu viel Geld in Russlands Haushalt und damit in den Krieg gegen sein Land, sagte Selenskyj.
Föllmi erklärt jedoch: «Wenn der Westen der russischen Kriegskasse wirklich schaden und den Deckel tiefer legen will, wird das nicht ohne schmerzliche Einschnitte für unsere Wirtschaft, wie Lieferverknappungen und Preiserhöhungen, gehen.»
Russland lehnt den Preisdeckel indes ab. «Wir werden keine Obergrenzen anerkennen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Er betonte zudem, dass Russland seinen Krieg gegen die Ukraine trotzdem weiter finanzieren könne.