Wladimir Putin bietet neue Verhandlungen an
Während dem andauernden Ukraine-Krieg kämpft Russland weiterhin mit schweren Geschützen. Derweil hat Wladimir Putin neue Verhandlungen angeboten.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland greift die Ukraine weiterhin aus der Luft an.
- In der Nacht seien 73 militärische Ziele bombardiert worden.
- Laut Kremlsprecher Peskow bietet Russland der Ukraine neue Verhandlungen an.
Ohne Einschränkungen bombardiert Russland die Ukraine weiterhin aus der Luft. Doch Wladimir Putin bietet dem angegriffenen Nachbarland zugleich schriftlich neue Verhandlungen an.
«Jetzt wurde der ukrainischen Seite unser Entwurf des Dokuments übergeben, der absolut klare und ausgefeilte Formulierungen beinhaltet.» Dies sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Angaben zum Inhalt machte er nicht.
Die russischen Luftstreitkräfte haben nach eigenen Angaben in der Nacht 73 militärische Ziele in der Ukraine bombardiert. Kiew meldete einen massiven russischen Truppenaufmarsch im Osten des Landes. Aus Mariupol kam ein dramatischer Appell.
Peskow: «Ball auf Seite der Ukrainer»
Wann es neue Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine geben könnte, ist noch offen. Peskow erklärte, es gebe zwar keine Frist, bis wann Kiew auf das Angebot antworten müsse. Doch zugleich machte er deutlich, dass Moskau mit dem bisherigen Verhandlungstempo unzufrieden sei.
«Wir haben schon mehrmals gesagt, dass die Dynamik der Arbeit der ukrainischen Seite zu wünschen übrig lässt», sagte Peskow. Nun sei «der Ball auf der Seite» der Ukrainer.
Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew hatten am 28. Februar begonnen, vier Tage nach dem von Russlands Präsident Wladimir Putin befohlenen Angriff auf die Ukraine.
Russland forderte bisher unter anderem die Neutralität der Ukraine. Ebenso wie die Abtretung der Gebiete Donezk und Luhansk sowie die Anerkennung der Halbinsel Krim als russisch. Kiew lehnt es kategorisch ab, auf eigenes Staatsgebiet zu verzichten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete in einer Videobotschaft von einem grossen Truppenaufgebot im Osten.
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs blieben russische Versuche erfolglos, die Städte Rubischne und Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk zu stürmen. Schwere Gefechte habe es zudem um Marjinka, Popasna, Torske, Selena Dolyna und Kreminna gegeben.
Russlands Streitkräfte beschossen nach eigenen Angaben 1053 Militärobjekte. Von unabhängiger Seite konnten diese Angaben nicht bestätigt werden.
Unterdessen bat der Kommandeur der verbliebenen Marineinfanteristen in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol um Evakuierung in einen Drittstaat. Er deutete damit auch an, aufgeben zu wollen.
Mariupol-Kommandeur fleht um Evakuierung
Bisher hatten die Ukrainer dies abgelehnt. «Der Feind ist uns 10 zu 1 überlegen», sagte Serhij Wolyna, Kommandeur der ukrainischen 36. Marineinfanteriebrigade, in einer am frühen Mittwochmorgen auf Facebook veröffentlichten einminütigen Videobotschaft.
Die ukrainische Seite verteidige nur ein Objekt, das Stahlwerk Asowstal, wo sich ausser Militärs noch Zivilisten befänden.
Der Kommandeur bat, das Militär der Mariupol-Garnison, mehr als 500 verwundete Kämpfer in einem Drittland in Sicherheit zu bringen. Dies ebenso wie Hunderte Zivilisten. «Das ist unser Appell an die Welt», sagte Wolyna. «Das könnte der letzte Appell unseres Lebens sein.»
Die südostukrainische Hafenstadt Mariupol wurde am 1. März kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs komplett von russischen Truppen eingeschlossen. Die Stadt und auch der Hafen gelten zu grossen Teilen als zerstört. Zuletzt hielten sich russischen Angaben zufolge rund 2500 ukrainische Kämpfer und 400 ausländische Söldner in dem Stahlwerk verschanzt.
Ukrainischen Mitteilungen zufolge sollen rund 1000 Zivilisten dort Schutz gesucht haben. Russland hat die ukrainischen Truppen dort bereits mehrmals dazu aufgerufen, sich zu ergeben.
Ukraine-Krieg: Humanitärer Korridor in Mariupol vereinbart
Für die Zivilisten in Mariupol wurde am Mittwoch nach ukrainischen Angaben ein Fluchtkorridor ausgehandelt. In der Stadt sollen sich noch rund 100'000 Menschen aufhalten. «Uns ist es vorläufig gelungen, einen humanitären Korridor für Frauen, Kinder und ältere Menschen zu vereinbaren.» Dies teilte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk im Nachrichtenkanal Telegram mit.
Ab 14.00 Uhr Ortszeit (13.00 MESZ) könnten diese hinaus gelangen. Danach solle eine Fahrzeugkolonne über Berdjansk ins rund 200 Kilometer entfernte Saporischschja fahren.
Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar hat die Marke von fünf Millionen überschritten.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf nannte am Mittwoch 5 034'439 Menschen. Sie sollen die Grenzen in die Nachbarländer überquert haben. Der Grossteil – 2,8 Millionen – flüchtete zuerst nach Polen.