Wladimir Putin: Seine Entschuldigung ist laut Experten «untypisch»
Die Entschuldigung von Wladimir Putin zum «Zwischenfall» im russischen Luftraum sorgt bei Experten für Staunen. Sie sprechen von einem «Zeichen der Schwäche».
Das Wichtigste in Kürze
- Die Entschuldigung von Wladimir Putin in Richtung Aserbaidschan sorgt für Verwunderung.
- Experten sprechen von einem «Zeichen der Schwäche» des Kreml-Chefs.
Wladimir Putin hat sich bei Aserbaidschan für einen von ihm als «tragischen Vorfall» bezeichneten Zwischenfall im russischen Luftraum entschuldigt. Wie der Kreml am Samstag mitteilte, erklärte Putin dabei auch, dass zum Absturz-Zeitpunkt die russische Flugabwehr im Einsatz war.
Dass diese das Flugzeug mit einer Rakete getroffen habe, sagte er in dieser Deutlichkeit allerdings nicht.
Putins sorgfältig formulierte Anerkennung beim persönlichen Telefongespräch mit seinem aserbaidschanischen Kollegen steht in scharfem Kontrast zu Moskaus wiederholtem Leugnen der Verantwortung für den MH17-Abschuss im Jahr 2014.
Entsprechend überrascht zeigen sich die Experten über den jüngsten Schritt. So meint etwa Richard Giragosian, der Direktor des «Regional Studies Center», gegenüber der «Financial Times», dass dieser «unerwartet und untypisch» für den Kreml-Chef sei.
Gesine Dornblüth spricht in einem Kommentar für den «Deutschlandfunk» sogar von einem «bemerkenswerten Zeichen von Schwäche». Die Journalistin, die früher in Moskau als Auslandskorrespondentin arbeitete, schreibt: Wladimir Putin sei jemand, der nicht anrufe, sondern anrufen lasse – und auf die Macht des Stärkeren setze.
Aserbaidschan geht es nicht «um Recht – sondern um Stärke»
Von Giragosian ist weiter zu erfahren, dass die Entschuldigung ebenfalls «die allgemeine Schwäche der russischen Position», offenbare. Auch in Bezug auf die Fortsetzung des Krieges in der Ukraine. Wladimir Putin schätze offensichtlich «die Beziehung zur Türkei, dem Schutzstaat Aserbaidschans, über alles».
Doch laut Andrey Kolesnikov, einem in Moskau ansässigen Politikwissenschaftler, könnte es sich der Kreml-Chef mit dem Land verspielt haben: «Wegen des Flugzeugabsturzes wurde die aserbaidschanische Gesellschaft über Nacht anti-russisch».
Auch Deutschlandfunk-Journalistin Dornblüth geht in ihrem Kommentar auch auf Aserbaidschan ein. Sie erinnert daran, dass das Land seit dem Absturz mächtig Druck auf den Kreml aufgebaut habe. Dabei erklärt die Kennerin, dass es dem diktatorisch regierten Land dabei aber keineswegs um «Recht» gehe.
Das Regime von Präsident Ilham Aliyev habe nämlich «selbst kein Problem damit, Recht zu brechen», so Dornblüth. Dabei erwähnt sie etwa die Vertreibung der Karabach-Armenier oder die Verfolger von Regierungskritikern.
Vielmehr gehe es Aliyev darum, Stärke gegenüber Putin zu demonstrieren: «Denn unter Autokraten und Diktatoren gilt, wer schwach ist, dem droht Unterwerfung. Jetzt hat Putin Schwäche gezeigt und Aliyev Stärke.»
Umso wichtiger sei es, dass Putins «Schwäche», von Staaten, denen es um Recht gehe, erkannt und genutzt werde. Es gelte, «dieses brandgefährliche Regime in die Schranken zu weisen».