Wladimir Putin sieht Chancen für Neubeginn im Verhältnis zur EU
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich in Wien mit Bundeskanzler Kurz getroffen. Putin plädierte für einen Neubeginn zwischen Russland und der EU.
Das Wichtigste in Kürze
- Wladimir Putin hat sich in Österreich mit Bundeskanzler Sebastian Kurz getroffen.
- Der russische Präsident schlägt in Wien versöhnliche Töne an.
Der russische Präsident Wladimir Putin sieht eine Chance für einen schrittweisen Neubeginn in den Beziehungen zwischen der EU und Russland. «Am Wiederaufbau des vollen Formats unserer Zusammenarbeit ist nicht nur Russland interessiert, auch unsere europäischen Freunde sind es», sagte er bei seinem Arbeitsbesuch am Dienstag in Wien.
Es laufe ein Dialog mit Vertretern aus Brüssel, um die auf Eis gelegten Mechanismen und Instrumente der Kooperation wieder aufzunehmen, erklärte der russische Präsident. Diese Diskussionen seien «sehr konstruktiv, aber nicht einfach.» Die aktuellen Sanktionen seien für alle schädlich.
Kurz will EU-Ratspräsidentschaft für Russlandbeziehungen nutzen
Bundeskanzler Sebastian Kurz betonte seinerseits, er wolle die EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte nutzen, um die Beziehungen der Union zu Russland Zug um Zug wieder zu beleben. «Wir glauben daran, dass eine Win-Win-Situation für beide Seiten besser ist als eine Lose-Lose-Situation.»
Willkommen in #Österreich, Präsident #Putin! Ich freue mich auf das gemeinsame Arbeitsgespräch. pic.twitter.com/lFgG3ZujvZ
— Sebastian Kurz (@sebastiankurz) June 5, 2018
Seit der Annexion der Krim durch Moskau sind die Beziehungen zwischen der EU und Russland stark belastet und von gegenseitigen Wirtschaftssanktionen geprägt. Österreich und Russland hingegen verbinden traditionell enge und freundschaftliche Beziehungen. Österreich sieht sich gern als diplomatischer Brückenbauer zwischen Ost und West.
Putin im ORF-Interview ausweichend
Putin hatte bereits vor seinem Eintreffen in Wien in einem Interview mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF) deeskalierende Töne angeschlagen. Russland verfolge nicht das Ziel, die EU zu destabilisieren, erklärte er dem ORF-Journalisten Armin Wolf. «Wir sind vielmehr daran interessiert, dass die EU geeint ist und floriert, weil die EU unser wichtigster Handels- und Wirtschaftspartner ist.»
Auf kritische Fragen des ORF-Journalisten – etwa zur Krim-Annexion, den Kriegen in der Ukraine und Syrien und dem Abschuss des Malaysia-Flugzeuges MH17 – antwortete Putin mit den bekannten Positionen der russischen Politik.