Ambitionierter Klimaschutz bremst Erwärmung der Flüsse stark
Die Massnahmen des Pariser Klimaabkommens könnte die Erwärmung der Schweizer Flüsse stark verlangsamen. Forscher der ETH Lausanne untersuchten die Szenarien.
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher der ETH Lausanne (EPFL) untersuchten die Szenarien des Pariser Klimaabkommens.
- Infolge des Klimawandels kommt es zu einem Temperaturanstieg der Schweizer Flüsse.
- Man könne noch viel retten, «aber nur, wenn wir schnell und entschlossen handeln».
Wird das Pariser Klimaabkommen erfüllt, erwärmen sich die Schweizer Flüsse gemäss einer Studie um weniger als ein Grad. Tritt das pessimistische Emissionsszenario ein, rechnen Experten mit einem Anstieg von 5,5 Grad in den Flüssen der Alpenregionen im Sommer. Das berichtet ein Team von Schweizer Forschenden unter Leitung der ETH Lausanne (EPFL) im Fachblatt «Hydrology and Earth System Sciences».
Trete das pessimistische Szenario ein, das keine Klimaschutzmassnahmen vorsieht, hätte dies schwerwiegende Folgen. Gegen Ende des Jahrhunderts wären nicht nur die Flüsse in den alpinen Einzugsgebieten merklich erwärmt. Auch diejenigen Flüsse im Schweizer Mittelland wären davon betroffen. Sie würden verglichen zur Periode zwischen 1990 und 2000 ein Plus um vier Grad verzeichnen.
Werden deutliche Anstrengungen im Klimaschutz unternommen, läge der mittlere Anstieg der Flusswassertemperaturen bei 0,9 Grad. Die Forschenden untersuchten für die Studie insgesamt zwölf Einzugsgebiete, fünf davon in den Alpen, sieben im Schweizer Mittelland.
Der Zeitraum des maximalen Abflusses in den alpinen Einzugsgebieten, der im Hochsommer liegt, würde zwei Monate nach vorne verschoben werden. Das geht aus den Ergebnissen hervor. Und nicht nur das: Die durchschnittlichen Abflussmengen in den Bergen könnten um dreissig Prozent zurückgehen, im Flachland um 25 Prozent.
«Am Ende dieses Jahrhunderts müssen wir entscheiden, ob wir unsere Flüsse zur Bewässerung unserer Felder oder für die Stromerzeugung aufstauen.» Das sagte Erstautor Adrien Michel gemäss einer Mitteilung der EPFL vom Donnerstag. Denn wird der Wasserhahn zugedreht, schlägt sich das merklich auf die Energie- und Landwirtschaft nieder.
Man könne noch viel retten, «aber nur, wenn wir schnell und entschlossen handeln.»
Unter dem optimistischen Szenario hingegen beträgt die Verschiebung des maximalen Abflusses nur einige Wochen. In den Gebirgsregionen ginge die Abflussmenge um rund fünf Prozent zurück, im Mittelland bliebe sie unverändert.
Zudem zeigte sich, dass die Winter- und Sommerextreme in allen modellierten Szenarien zunehmen werden: Höhere Abflussmengen im Winter, trockenere Zeiten im Sommer.
Beruhend auf den Ergebnissen ist für Michel klar, dass die Auswirkungen der globalen Erwärmung unausweichlich sind. Deshalb müsse man schon damit beginnen, etwas zu ändern, zum Beispiel in der Energie- oder Landwirtschaftspolitik. Er betont aber auch, dass man noch viel retten könne, «aber nur, wenn wir schnell und entschlossen handeln.»