Coronavirus: Darum erkranken Kinder kaum
Eine neue Studie über das Coronavirus zeigt, warum es bei jungen Menschen praktisch keine schweren Krankheitsverläufe gibt.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Forscher haben herausgefunden, warum Kinder kaum an Corona erkranken.
- Für ihre Studie untersuchten die Experten 268'745 Zellen von Kindern und Erwachsenen.
Kinder und Jugendliche erkranken bei einer Infektion mit dem Coronavirus nur leicht. Ausserdem gibt es bei ihnen so gut wie gar keine schweren Verläufe. Diese zwei Pandemie-Erkenntnisse sind schon länger bekannt. Eine Frage bleibt jedoch: Warum ist das so?
Ein deutsches Forscherteam scheint nach der Analyse von 268'745 Zellen von 42 Kindern und 44 Erwachsenen eine Antwort gefunden zu haben. Demnach sind bestimmte Zellen in der Nasenschleimhaut von gesunden Kindern grundsätzlich in höherer Alarmbereitschaft als bei Erwachsenen.
Den Mechanismus beschreiben die Wissenschaftler laut der «Bild»-Zeitung wie folgt: Das Erbgut des Virus muss beim Eindringen in den Körper von der menschlichen Zelle als fremd erkannt und unter anderem der Botenstoff Interferon ausgeschüttet werden, der eine Immunantwort auslöst.
Um das Virus als solches zu erkennen, sind sogenannte Mustererkennungsrezeptoren zuständig. Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 überrumpelt das Virus in der Regel die Zelle und das Frühwarnsystem schaltet sich nicht rechtzeitig ein, um die Vermehrung der Viren zu verhindern.
Bei kindlichen Zellen ist das Frühwarnsystem im Immunsystem wesentlich stärker ausgeprägt und die Interferon-Ausschüttung grösser. Das heisst, dass die Zellen die Gefahr viel früher erkennen und der Körper das Virus bekämpft, bevor es zur massiven Vermehrung kommen kann.
«Gibt nicht nur Risikofaktoren sondern auch schützende Faktoren»
Die Studie wurde von einem Forscherteam des «Berlin Institute of Health in der Charité» (BIH), der Charité –Universitätsmedizin Berlin, des Universitätsklinikums in Leipzig, sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg durchgeführt.
Professorin Irina Lehmann, Leiterin der AG «Molekulare Epidemiologie» am BIH erklärt in einer Pressemitteilung des Instituts: «Wir haben aus dieser Studie gelernt, dass es offenbar nicht nur Risikofaktoren für schwere Covid-19-Verläufe gibt, sondern auch schützende Faktoren.»
Laut der Expertin könnte man aus diesem Wissen heraus, nun auch darüber nachdenken, eine derartige Anti-Virus-Antwort bereits vor einer Infektion «gezielt zu induzieren» und so möglicherweise Risikopatientinnen und Risikopatienten «vor einer schweren Erkrankung schützen».