Coronavirus: Nur reiche Länder können sich Pfizer-Impfstoff leisten
Ein Impfstoff gegen das Coronavirus steht quasi bereit. Doch der Transport ist schwierig – besonders ärmere Länder stellt das vor grosse Probleme.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Impfstoff von Pfizer und Biontech steht kurz vor der Einführung.
- Er basiert auf einer völlig neuen Technologie, was Transport und Lagerung erschwert.
- Die enormen Kosten, die dadurch verursacht werden, könnten ärmere Länder zuwarten lassen.
Der Impfstoff gegen das Coronavirus von Pfizer und Biontech steht in den Startlöchern. Doch die Freude über den Durchbruch wird von logistischen Problemen getrübt. Weil der Stoff bei minus 70 Grad Celsius gelagert werden muss, ist der Transport kompliziert. Für arme Länder eine nur schwer zu überwindende Hürde.
Das Problem: Der Pfizer-Impfstoff basiert auf einer völlig neuen Technologie. So enthält er genetische Informationen des Covid-19-Erregers, mit denen der Körper dann ein Viruseiweiss produziert.
Dieses Oberflächenprotein erlaubt es Viren, in die Zellen einzudringen. Die Impfung soll den Körper dazu anregen, Antikörper gegen das Protein herzustellen, sodass das Virus die Zellen nicht angreifen kann.
Impfstoff gegen Coronavirus nur 5 Tage haltbar
Nachdem sie die Impfzentren erreicht haben, müssen die Dosen von minus 70 Grad Celsius aufgetaut werden. Werden sie danach nicht innerhalb von 5 Tagen injiziert, verlieren sie ihre Wirksamkeit, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt.
Keine Impfung, die bereits heute verwendet wird, basiert auf einem ähnlichen Mechanismus. Das hat zur Folge, dass die Länder die erforderlichen Tiefkühlproduktions-, Lager- und Transportnetzwerke von Grund auf neu bauen müssen. Der Impfstoff könnte damit reichen Ländern vorbehalten bleiben – obwohl die WHO auf eine gleichmässige Verteilung pocht.
So zeigt sich beispielsweise das vom Coronavirus schwer getroffene Indien besorgt. Der in Neu-Delhi ansässige Professor T. Sundararaman von der Organisation «People's Health Movement» sagt zu Bloomberg: «Die meisten dieser Impfstoffe brauchen minus 70 Grad, was wir in Indien einfach nicht schaffen können. Vergessen Sie es einfach.»
Entwicklungsländer mit kleinen Bestellungen
Trotz der schwierigen Transport- und Lagerbedingungen sind bei Pfizer auch Bestellungen aus Entwicklungsländern eingegangen. So haben etwa Peru, Ecuador und Costa Rica Impfungen gegen das Coronavirus in Auftrag gegeben. Die Bestellungen von weniger als 10 Millionen Dosen lassen aber darauf schliessen, dass sie nur begrenzt eingesetzt werden sollen.
Doch nicht nur Lagerung und Transport der Dosen stellen die Länder vor grosse Hürden. Pankaj Patel, der Vorsitzende des indischen Arzneimittelherstellers Cadila Healthcare Ltd. spricht von einer «grossen Herausforderung». Die Verabreichung des Impfstoffs, die in zwei Teilen erfolgt, erfordere eine umfassende paramedizinische Ausbildung, so Patel.
All das könnte dazu führen, dass einige ärmere Länder noch zuwarten werden, bis ein anderer Impfstoff auf dem Markt erscheint. Indien zögert tatsächlich: «Ich denke, dass wir den Nutzen und die Kosten sehr, sehr sorgfältig abwägen müssen», sagt Mikrobiologin Gagandeep Kang. Sie glaube nicht, dass Indien – ausgehend von den erforderlichen Aufwänden – für den Impfstoff bereit sei.