Studie

Extremisten rekrutieren im Netz auf subtile Weise neue Mitglieder

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Lausanne,

Eine Schweizer Studie zeigt, dass Extremisten bei der Rekrutierung von neuen Mitgliedern auf Social Media besonders subtil vorgehen.

rekrutierung extremisten Social Media
Wie eine Studie der EPFL zeigte, gehen Extremisten auf Social Media bei der Rekrutierung besonders subtil vor, was sie noch gefährlicher macht. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Schweizer Studie untersuchte die Rekrutierung von Extremisten im Netz.
  • Dabei fiel ihnen auf, wie subtil bei der Suche nach neuen Mitgliedern vorgegangen wird.
  • Diese verwenden zumeist thematische Diskussion, um auf sich aufmerksam zu machen.

Mitgliedern extremistischer Gruppierungen gelingt es mit scheinbar harmlosen Interaktionen, im Internet neue Mitglieder zu rekrutieren. Dabei umgehen sie häufig die Moderationsrichtlinien der Plattformen. Dies zeigt eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL).

Randgruppen, die Verschwörungstheorien und extremistische Ideologien verbreiten, gedeihen auf Onlineplattformen, die von der breiten Öffentlichkeit genutzt werden. Wissenschaftler der EPFL haben versucht, besser zu verstehen, was das Wachstum dieser Gruppen begünstigt.

Gemeinschaft wachst trotz Moderation

Ein Team des Data Science Laboratory (DLAB) nahm drei grosse Gruppen auf der amerikanischen Diskussions- und Nachrichtenplattform Reddit ins Visier: r/Incels, r/GenderCritical und r/The Donald.

«Es ist bekannt, dass es auf den grossen sozialen Onlineplattformen extremistische Gemeinschaften gibt und dass diese Plattformen versuchen, sie zu moderieren. Aber selbst mit der Moderation wachsen diese Gemeinschaften weiter.» So wird Giuseppe Russo, Postdoktorand am DLAB und Erstautor der Studie, am Montag in einer Mitteilung der EPFL zitiert.

4,2 Prozent mehr Zuwachs durch Internet-Rekrutierung

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Interaktionen zwischen «einer verletzlichen Nutzerin oder einem verletzlichen Nutzer» und einer Person, die bereits in einer extremistischen Gemeinschaft aktiv ist, dazu führten, dass sich Personen am Rande der Gesellschaft diesen Gruppen annäherten.

Bei den Interaktionen handelte es sich im Wesentlichen um thematische Diskussionen, «die Aufmerksamkeit erregen und eine clevere Möglichkeit darstellen, den Moderationsrichtlinien zu entgehen», erklärte der Forscher weiter.

Die Kommentare waren dabei nicht offensichtlich, wie zum Beispiel «Treten Sie meiner Community bei».

Personen, die solche Interaktionen hatten, schlossen sich um bis zu 4,2 Prozentpunkte häufiger Randgemeinschaften an als ähnliche Nutzerinnen und Nutzer, die diesen Austausch nicht hatten.

Nicht-extremistische Gemeinschaften rekrutieren anders

Sobald ein gefährdeter Nutzer an einem Kommentaraustausch teilnimmt, braucht er nur einen Klick, um eine extremistische Onlinegemeinschaft zu finden – denn jedes Nutzerprofil zeigt sofort die Gruppen an, in denen die Person aktiv ist.

Hattest du schon einmal Kontakt mit extremistischen Gruppen auf Social Media?

Darüber hinaus stellten die Wissenschaftler fest, dass diese Rekrutierungsmethode nur in extremistischen Gemeinschaften vorkommt. Sie fanden sie nicht in Gemeinschaften, die sich beispielsweise mit dem Klima, mit Spielen, Sport oder anderen Themen befassen.

Die Studie, die sich in der Vorveröffentlichungsphase befindet, wurde auf der 18. Internationalen AAAI-Konferenz über das Web und soziale Medien (ICWSM), die im Juni in den USA stattfand, für den besten wissenschaftlichen Artikel ausgezeichnet.

Mehr zum Thema:

Weiterlesen

Verfassungsschutz
17 Interaktionen
Europawahl
3 Interaktionen
Terror
155 Interaktionen
Lagerist Aviatik
1 Interaktionen

Mehr in News

Post
6 Interaktionen
hindelbank
4 Interaktionen

Mehr Studie