Gen Z meldet sich oft krank: Sind Eltern schuld?
Zu wenig belastbar, zu sehr im Chiller-Modus – das sind die Vorurteile gegenüber der Generation Z. Das sei auch den Eltern zuzurechnen, mahnt ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Generation Z glänzt beim Job gerne mit Abwesenheit.
- Grund: Die Jüngeren glauben, ihnen stünden Krankheitstage zu.
- Doch auch die Eltern tragen eine Mitschuld.
Es ist der Graus eines jeden Arbeitsgebers: zu viele Krankheitstage der Mitarbeitenden. Dabei schwingt die Generation Z oft obenaus. Doch diese kann manchmal gar nichts dafür, wie ein Experte erklärt.
Intensiv mit der Generation Z beschäftigt hat sich der Psychologe Rüdiger Maas vom Institut für Generationenforschung in Augsburg (D). Im Interview mit «Merkur» warnt er: «Das ist natürlich keine schöne Prognose für Arbeitgeber.»
Generation Z glaubt, Krankheitstage stehen ihr zu
Die Forschung zeige, dass Berufseinsteigende mit den Jahrgängen 1995 bis 2009 anders eingestellt sind als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen. In Befragungen höre man dann Dinge wie: «Der Durchschnitt in meiner Branche ist über 24 Tage krank im Jahr. Ich hatte erst zehn Tage Krankheit, mir stehen noch 15 zu.»
So bleiben die jüngeren Arbeitnehmenden oft wegen «Tageskrankheiten» zu Hause. Sei es wegen eines Schnupfens oder «irgendetwas Leichterem», so Maas. Doch auch psychische Krankheitsbilder wie Depressionen, Anpassungen und Angststörungen spielten eine Rolle.
Zwar findet es der Generationenforscher gut, dass diese heute mehr ernst genommen werden als früher. Aber es werde «an manchen Punkten auch überinterpretiert» und die Krankheitssymptome bewusst übertrieben, beobachtet er.
Jüngere übernehmen Verhalten der Eltern
Diese Denkweise habe die Generation Z oft erlernt. Schuld daran sind die Eltern. «Wir haben einen Anstieg an überfürsorglichem Verhalten der Eltern, die vieles dadurch überinterpretieren und Krankheitsbilder womöglich suggerieren», so Maas. Die Eltern der Vorgängergenerationen seien da oft gelassener gewesen.
«Ausserdem kann man heute jedes Krankheitsbild auch ‹ergoogeln› und sich schnell in etwas reinsteigern», ergänzt der Forscher.
Doch nicht nur in puncto Krankheit, sondern auch bezüglich der Arbeitsmoral hätten die Eltern einen (negativen) Einfluss. Immer mehr Eltern, sogenannte Helikoptereltern, übernehmen sehr viel und liessen ihre Kinder keine eigenen Bewältigungsstrategien entwickeln.
Rüdiger Maas bezeichnet das im Interview mit «Merkur» als «erlernte Hilflosigkeit». Er erklärt: «Weil immer meine Eltern dafür gesorgt haben, dass alles funktioniert, habe ich nie gelernt, es auch mal selbst zu probieren.»
Generation Z soll «sich mal zusammenbeissen»
Trotz dieser für Arbeitgeber unangenehmen Denkweisen bestehe aber weiterhin Hoffnung. «Die Probleme mit der Generation Z in der Arbeitswelt gelten immer nur für einen kleinen Teil», beschwichtigt Maas. Die Jüngeren brächten auch viele Innovationen und Ideen in die Arbeitswelt.
Der Generation rät der Forscher, «nicht bei der Kleinigkeit» zusammenzubrechen, sondern sich mal zusammenzureissen. «Wegen jeder Kleinigkeit zu Hause zu bleiben, ist genauso schlimm, wie nie zu akzeptieren, dass man krank ist», so Maas.