Hendrik Streeck fordert Aufarbeitung der Corona-Massnahmen
Den Corona-Massnahmen während der Pandemie stand der Virologe Hendrik Streeck stets kritisch gegenüber. Jetzt fordert er weiterhin einen kritischen Blick.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Interview mit «Focus Magazin» zieht Hendrik Streeck Bilanz zur Corona-Pandemie.
- Er fordert eine Aufarbeitung und hofft, die Spaltung der Gesellschaft zu minimieren.
Die Massnahmen zu Eindämmung der Corona-Pandemie sah Hendrik Streeck stets kritisch. Dadurch gelangte der deutsche Virologe an Bekanntheit.
Sein kritischer Blick hat er nicht geändert. Man dürfe das Pandemiemanagement nicht unkritisch loben, so Streeck gegenüber dem «Focus Magazin». «Im Vergleich zu anderen Staaten steht Deutschland in einigen Bereichen eher schlecht da.»
«Haben uns zu lange auf eine rein wissenschaftliche Perspektive gestützt»
Trotz anfänglicher Fehler habe Schweden die Pandemie gut meistern können: «Schweden hat es geschafft, dass sich die Gesellschaft untergehakt und die Krise gemeinsam bewältigt hat.»
Man sei dort mit weniger Streit und mehr Offenheit an die Sache gegangen. Im Gegensatz zu Deutschland: «Wir hier haben uns zu lange zu sehr auf eine einzige wissenschaftliche Perspektive gestützt.»
Er spricht auch über die Impfung und die Hoffnung darauf, dass sie das Ende der Pandemie einläuten würde. Der Impfstoff sei wahrscheinlich überschätzt worden. Die Versprechungen, die sich später als falsch herausstellten, stammten teils von der Industrie und teils aus der Politik.
Hendrik Streeck war stets gegen eine Impfpflicht
Er selbst sagt: «Ich war im Fall von Corona immer gegen eine Impfpflicht. Bei einem Virus, das sich nicht ausrotten lässt, kann eine derartige Massnahme gar nicht zur Debatte stehen.»
Heute sitzt Hendrik Streeck unter anderem im Corona-Expertenrat der Bundesregierung. Eine Aufarbeitung sei wichtig, «um zu einem gewissen Grad die Spaltung in der Gesellschaft zu überwinden». Er ist sich jedoch bewusst, dass so etwas Jahre dauern kann. Viele Fehler würden auf mangelhaftes Datenmanagement zurückgehen.
Abschliessend sagte Hendrik Streeck gegenüber dem «Focus Magazin»: «Die Pandemie hat gezeigt, wo die Schwächen unseres heutigen Systems sind – politisch, technologisch und gesellschaftlich. Wir können das Momentum aber nutzen, neue Wege zu gehen. Es gibt viel zu tun.»