Nicht nur Migrationsstatus hat einen Einfluss auf Verhütung
Laut einer Studie verhüten Frauen mit Migrationshintergrund seltener. Auch Bildung, Einkommen und Lebensstil haben einen Einfluss auf die Verhütung.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Gesundheitsobservatoriums (Obsan) analysierte Daten einer Gesundheitsbefragung.
- Migrationshintergrund, Bildung und Einkommen haben einen Einfluss auf die Verhütung.
Frauen mit Migrationshintergrund verhüten seltener. Ausser sie stammen aus Amerika oder von der Iberischen Halbinsel, dann verwenden sie genauso oft Verhütungsmittel wie Schweizerinnen. Auch Bildung, Einkommen und Lebensstil haben einen Einfluss auf die Verhütung. Insgesamt verhüteten 78 Prozent der befragten 15- bis 49-Jährigen, die in den letzten 12 Monaten sexuell aktiv waren.
Das Kondom war das häufigste, «die Pille» das zweithäufigste Mittel der Wahl. Über ein Drittel verwendeten ein Präservativ, aber nur 12 Prozent der Befragten vertrauten ausschliesslich darauf. Kombinierte hormonelle Methoden (im Volksmund «die Pille») wurden von 30 Prozent der befragten Personen erwähnt. Das ergab eine Analyse des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) von Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) 2017.
9 Prozent verhüteten mit rein gestagenhaltigen Methoden (vor allem Hormonspirale, aber auch Spritze oder Stäbchen). 8 Prozent - Männer und Frauen - haben sich unterbinden lassen. 4 Prozent verliessen sich auf die Kupferspirale und 3 Prozent hielten sich an natürliche Methoden. Wenn alle Stricke (oder Kondome) reissen, nimmt 1 Prozent Zuflucht zur Pille danach.
Die Verwendung von Verhütungsmethoden unterscheidet sich gemäss dieser Studie je nach Herkunftsland in der ersten und zweiten Generation. Personen mit Schweizer Hintergrund gaben am häufigsten an, eine Methode zur Empfängnisverhütung zu verwenden. Es waren nämlich 84 Prozent der Frauen und 82 Prozent der Männer. Personen mit Wurzeln in Portugal, Spanien sowie Nord- und Südamerika wiesen ähnlich hohe Raten auf.
Personen aus allen anderen Ländergruppen verhüteten aber gemäss Obsan-Bericht signifikant weniger häufig. Am tiefsten waren die Anteile bei Personen mit Wurzeln in Südosteuropa und der östlichen Mittelmeerregion und Afrika.
Migrationsstatus fliesst beim Ergebnis mit ein
Auch der Migrationsstatus spielte eine Rolle: Insgesamt verhüteten bereits bei Geburt eingebürgerte Frauen etwa gleich häufig wie Schweizerinnen mit Schweizer Eltern. Frauen, die bei der Geburt in der Schweiz eine andere Nationalität hatten, taten dagegen signifikant seltener etwas gegen unerwünschte Schwangerschaft.
Frauen von der Iberischen Halbinsel mögen «die Pille»: 46 Prozent verwenden sie, während nur 31 Prozent der Schweizerinnen und der Eingewanderten aus Nachbarländern darauf vertrauen. Hingegen gaben Personen aus den übrigen Ländern Europas sehr viel seltener an, kombinierte hormonelle Methoden zu verwenden.
Der Bildungsstand spielt ebenfalls eine Rolle
Auch der Bildungsstand spielte beim Verhüten eine Rolle: Vereinfacht gesagt, sorgten Männer mit höherer Bildung öfter vor gegen unerwünschten Nachwuchs als weniger gut Ausgebildete. Bei den Frauen dagegen zeigte sich dieser Unterschied nicht. Allerdings bedienten sich Frauen mit tieferem Einkommen häufiger anderer Methoden als der Pille.
Die übrigen Befunde sind disparat: So wurden Präservative einerseits von Personen mit tertiärer Bildung häufiger angewendet, andererseits von Personen mit tiefem Einkommen. Dieselben beiden Gruppen - plus Personen mit Migrationshintergrund - hatten eher eine ablehnende Haltung gegen die unumkehrbare Unterbindung.