Klimawandel verändert Ausmass von Überschwemmungen in Europa
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Ausmass von Hochwasserereignissen in Europa verändert. Eine Studie zeigt: Schuld daran ist eindeutig der Klimawandel.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie zeigt erstmals, wie der Klimawandel die Hochwasserereignisse beeinflusst.
- Sie wurde von einem internationalen Forschungsteam unter Wiener Leitung durchgeführt.
- Untersucht wurden Datensätze europäischer Hochwassermessstationen der letzten 50 Jahre.
Das Ausmass von Hochwasserereignissen in Europa hat sich regional unterschiedlich verändert: Mancherorts nahmen sie zu, andernorts gingen sie deutlich zurück. Schuld daran ist eindeutig der Klimawandel, zeigt eine Studie.
Schäden werden zunehmen
Ein internationales Forschungsteam unter Wiener Leitung und mit Beteiligung der ETH Zürich geht davon aus, dass die Überschwemmungsschäden weiter zunehmen. Grund dafür ist das anhaltende Wirtschaftswachstum und die Urbanisierung sowie der Klimawandel. Denn: Eine wärmere Atmosphäre kann deutlich mehr Wasser speichern.
Bisher war aber nicht klar, inwieweit der Klimawandel das Ausmass der Überschwemmungen beeinflusst. Einheitliche Trends schien es nicht zu geben.
Der Hydrologe Günter Blöschl von der Technischen Universität (TU) Wien arbeitete mit mehr als 30 Forschungsgruppen an der Studie. Sie werteten einen Datensatz von 3738 Hochwassermessstationen an europäischen Flüssen zwischen 1960 und 2010 aus. Zudem wurde bewertet, wie sich wichtige Faktoren für Überschwemmungen verändern, etwa maximale Niederschläge, Bodenfeuchte und Lufttemperatur. Von den Ergebnissen berichten die Wissenschaftler im Fachjournal «Nature».
Klare regionale Muster
Blöschls Schluss: «Der Einfluss des Klimawandels auf das Ausmass von Hochwasserereignissen ist eindeutig erkennbar.» Es würden sich klare regionale Muster beim Anstieg und Rückgang der beobachteten Flusshochwasser in den vergangenen fünf Jahrzehnten zeigen. Diese widerspiegeln den Klimawandel , schreiben die Forschenden in der Arbeit.
So nimmt in Mittel- und Nordwesteuropa, zwischen Island und der Schweiz, das Ausmass von Hochwasser zu. Dort nehmen die Niederschläge speziell im Herbst und Winter zu und die Böden werden feuchter.
Dagegen geht in Südeuropa das Ausmass von Überschwemmungen eher zurück. Der Klimawandel führt dort zu Rückgängen bei den Niederschlägen und zunehmender Verdunstung. In dieser Region gab es aber wegen häufiger Gewitter und Abholzung der Wälder häufiger Überschwemmungen durch kleinere Flüsse. Auch in Osteuropa geht das Ausmass von Überschwemmungen zurück, Grund dafür sind abnehmende Schneedecke bedingt durch wärmere Temperaturen.
Vorhersagen bestätigt
«Es gibt also kein europaweit einheitliches Bild - aber die regionalen Entwicklungen entsprechen alle den vorhergesagten Klimaveränderungen. Das zeigt uns: Wir sind bereits mittendrin im Klimawandel», so Blöschl in einer Aussendung. Bei einer ungebremsten Fortsetzung dieser Trends sei mit drastischen Auswirkungen auf das Überflutungsrisiko in vielen Regionen Europas zu rechnen.
Die Wissenschaftler fordern, diese Erkenntnisse in allen Ländern Europas in zukünftigen Hochwasserschutz-Überlegungen miteinzubeziehen. Der Klimawandel solle berücksichtigt werden: «Das Hochwassermanagement muss sich an diese neuen Realitäten anpassen, sonst werden die jährlichen Hochwasserschäden noch schneller steigen als bisher».