Studie zeichnet Infektionsverlauf von Corona-Patienten nach
Forscher haben anhand von neun Patienten den Infektionsverlauf des Coronavirus rekonstruiert. Der Geschmack- und Geruchssinn war auch beeinträchtigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Forscher haben den Infektionsverlauf des Coronavirus rekonstruiert.
- Dafür analysierten sie den Krankheitsverlauf von neun Patienten.
- Teil der Infektion ist ein gestörtes Geruchs- und Geschmacksempfinden.
Aus einer Analyse von neun Patienten haben Forscher den Verlauf nach einer Infektion mit dem neuen Coronavirus rekonstruiert. Das Team um Christian Drosten und Clemens Wendtner untersuchte die ersten Covid-19-Patienten in München (D). Dass sich der Erreger nicht nur in der Lunge, sondern auch im Rachenraum vermehrt, hatten die Autoren damals sofort bekanntgegeben. Nun hat das Team weitere Erkenntnisse im Fachblatt «Nature» veröffentlicht.
Virusausscheidung in erster Woche sehr hoch
«Die bei uns betreuten Patientinnen und Patienten waren jüngeren bis mittleren Alters», wird der Infektiologe Wendtner in einer Charité-Mitteilung zitiert. «Sie zeigten insgesamt eher milde Symptome und grippeähnliche Symptome wie Husten und Fieber sowie ein gestörtes Geruchs- und Geschmacksempfinden.» Bei den Patienten wurden während der Infektionszeit täglich Abstriche aus dem Nasen-Rachen-Raum und Proben des Husten-Auswurfs analysiert. Auch Stuhl, Blut und Urin wurden untersucht.
In der ersten Woche nach Symptombeginn war die sogenannte Virusausscheidung im Rachen der Erkrankten und im Husten-Auswurf sehr hoch. Meist nahm die Viruslast im Rachen im Laufe der ersten Krankheitswoche deutlich ab.
Im Auswurf der Lunge fiel die Virusausscheidung etwas später ab. Ab Tag 8 nach Symptombeginn konnten die Forscher keine infektiösen Viruspartikel mehr isolieren. Trotzdem konnten sie noch Virus-Erbgut in Rachen und Lunge fanden.
Zwei Tage vor Symptomatik anstecken
Dies könne Ärzten in Krankenhäusern bei der Entscheidung helfen, wann man bei knapper Bettenkapazität Patienten in häusliche Quarantäne entlassen könnte. Dies sei der Fall, wenn sich nach zehn Tag weniger als 100'000 Kopien des Viren-Erbguts pro Milliliter Auswurf nachweisen lassen.
Enthielten Proben der neun Patienten weniger Kopien, liessen sich keine infektiösen Viren mehr nachweisen. Unabhängig von der Studie vermuten Forscher, dass Menschen möglicherweise auch schon zwei Tage vor Beginn einer Symptomatik ansteckend sein könnten.
Zwar zeigt die Studie, dass sich der Erreger Sars-CoV-2 vermutlich auch im Magen-Darm-Trakt vermehrt. Im Stuhl der neun Patienten, von denen einer Durchfall hatte, fanden die Forscher aber keine infektiösen Viren. Blut und Urin enthielten das Virus nicht. Alle Patienten hatten zwei Wochen nach Beginn einer Symptomatik Antikörper produziert.