Angst vor Winter: Jetzt wird schon Holz aus dem Wald geklaut
Die Schweiz bereitet sich auf einen Energiemangel im Winter vor. Das treibt Holz-Diebe in den Wald.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer sollen bei Gasengpass im Winter nur auf 19 Grad heizen.
- Viele decken sich nun mit Holz ein, das sie im Winter zum Heizen benutzen können.
- Wegen der aktuellen Liefer-Knappheit klauen Diebe nun sogar Holz aus dem Wald.
Es droht ein kalter Winter: Bei einem Gasengpass sollen Innenräume nur noch auf maximal 19 Grad geheizt werden. Das gab der Bundesrat diese Woche bekannt. Auch rät man der Bevölkerung schon zum Energiesparen. So soll man etwa duschen statt baden und den Wasserkocher statt Pfannen benutzen.
Das verunsichert – und viele Schweizer rüsten auf. «Wir haben jetzt schon mehr Verkäufe als im tiefsten Winter.» Das heisst es beim Holzzentrum Regi Holz in Oetwil am See ZH. Man verzeichne derzeit dreimal so viele Holzbestellungen als normal.
Grund dafür sei vor allem Elcom-Chef Werner Luginbühl (64), der vor einem Monat zum Kauf von Kerzen und Brennholz aufrief.
Förster und Bauern in der Not
Kleinen Forst- und Bauernbetrieben geht jetzt bereits die Ware aus. Sie versuchen in der Not, sich bei Grosshändlern einzudecken, um ihren Kunden genügend Holz anbieten zu können. «Wir haben Anfragen von Zwischenhändlern», bestätigt man bei Regi Holz.
Aber: «Da machen wir aber einen Stopp und beliefern sie nicht. Wir brauchen das Holz für unsere eigenen Kunden.»
Die Angst vor einem kalten Winter kurbelt aber nicht nur den Verkauf an. Jetzt wird schon Holz aus dem Wald geklaut!
Wer Holz im Wald liegen lässt, wird bestohlen
Das Problem: Förster und Bauern lassen ihre Holzscheiter vor dem Verkauf monatelang im Wald trocknen. Für Diebe ein gefundenes Fressen.
Ein Förster in der Region Pfannenstiel sagt zu Nau.ch: «Ich habe schon von verschiedenen Förstern gehört, dass Holz gestohlen wurde.»
Das weiss auch der Zürcher Bauer Martin Höger – er greift drum schon zu anderen Mitteln: «Aus Angst vor Diebstahl trockne ich mein Holz nicht mehr an exponierten Stellen. Also nicht mehr an Feldwegen, sondern im Wald drin, mit Blachen abgedeckt.»
Müssen wir uns also wirklich vor einer Knappheit im Winter fürchten? Nein, glaubt Höger. «Es hat genug Holz. Es gibt höchstens eine Liefer-Verzögerung in der Verarbeitung.»