«Arena»: Bundesamt für Gesundheit übt erstmals Selbstkritik
Zum vierten Mal drehte sich in der «Arena» alles um das Coronavirus. Dabei hält sich das SRF an die Empfehlungen des Bundes: Ohne Publikum und auf Distanz.
Das Wichtigste in Kürze
- Zum vierten Mal drehte sich in der «Arena» alles um das Coronavirus.
- Ohne Publikum und auf Distanz diskutierten die Gäste über Wirtschaft und Gesellschaft.
- Erstmals gab sich sogar das Bundesamt für Gesundheit selbstkritisch.
Die «Arena» drehte sich am Freitagabend natürlich um das Coronavirus. Es ist bereits das vierte Mal in Folge, dass in der SRF-Sendung über die Pandemie gesprochen wird.
Dabei hielt sich das Schweizer Fernsehen genau an die Empfehlungen des Bundes: In der «Arena» waren keine Zuschauer vor Ort und diskutiert wurde nur auf Distanz.
Moderator Sandro Brotz wollte von seinen Gästen wissen: Was kommt noch alles auf uns zu? Betroffene fragte der SRF-Mann, wie sie ihren Alltag mit dem Coronavirus erleben.
Wirtschaft: «Für Entlassungen gibt es jetzt keinen Grund»
Im Studio vor Ort war etwa Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch. Die Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco analysierte in der Spezialsendung das 42-Milliarden-Paket des Bundesrates.
Ineichen-Fleisch: «Das Ziel ist es, eine Entlassungswelle zu verhindern. Ich bin überzeugt, dass wir das mit diesen sehr gezielten Massnahmen im Moment erreichen.»
Man werde sehen, ob dieses Paket genüge, so die Seco-Direktorin. Das sei zurzeit schwierig vorauszusagen und komme auf die Entwicklung der Pandemie an.
Ineichen-Fleisch zeigte sich «auch ein wenig stolz», dass es ihnen gelungen sei, «so zielgerichtet die einzelnen Probleme anzupacken». Moderator Brotz unterbricht hier und wirft ein, dass es schon zu Entlassungen gekommen sei.
Es stelle sich deshalb doch die Frage, ob das Paket nicht etwas zu spät kam, so der SRF-Mann. Ineichen-Fleisch sagt, sie bedauere die Früh-Entlassungen, die Seco-Direktorin zeigt sich aber überzeugt, dass es nun keinen Grund mehr dazu gebe.
«Wir haben nämlich jetzt alles angepasst, was man nur anpassen kann.»
Betroffene: «Ungewissheit ist lähmend»
Von den Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus sind alle Schweizerinnen und Schweizer betroffen. Psychotherapeut Thomas Steiner erklärt in der «Arena»: «Das hat auch einen starken Einfluss auf die Psyche».
Es sei eine absolute Verunsicherung, niemand wisse, welche Folgen diese Krise haben werde, so Steiner. «Diese Ungewissheit ist lähmend und mobilisiert viele Ängste.»
Der Psychotherapeut beschreibt auch das unterschiedliche Bewusstsein der Generationen. So verhalte sich etwa der grösste Teil der jugendlichen Erwachsenen sehr verantwortungsvoll. Hingegen reagiere die ältere Generation viel langsamer auf die Situation.
«Sie brauchen offensichtlich mehr Zeit, um sich auf die neue Situation einzustellen. Es fällt auch auf, dass es ältere Personen gibt, die die Gefahr unterschätzen und zum Teil verharmlosen.» Eine Erklärung für dieses Verhalten zu finden, sei schwierig, so Steiner.
Kein Verständnis dafür hat Komiker Stefan Büsser, der der «Arena» per Skype zugeschaltet wird. Büsser, der kürzlich mit einem Corona-Aufklärungsvideo für positive Schlagzeilen sorgte, gehört zur Risikogruppe. Er leidet an Cystischer Fibrose, einer erheblichen Lungenkrankheit.
Der 35-Jährige befindet sich in absoluter Isolation und findet, es sei auch seine Aufgabe, die Menschen aufzuklären. Er sehe in Instagram-Stories immer noch so viele Menschen draussen auf den Strassen und wolle ihnen sagen: «Es ist jetzt wirklich Zeit drinnen zu bleiben».
Er richtet sich auch an ältere Menschen, die sich nicht an die Empfehlungen des Bundes halten wollen: «Wenn du wirklich sterben willst, dann geh zu Exit. Dann nimmst du sicher niemand anderen mit.»
Ein Blick ins Netz zeigt: Stefan Büsser kommt mit seiner Direktheit an und erhält Lob.
BAG in der «Arena»: «Botschaften waren zu hölzern»
Wurde die Bevölkerung zu spät aufgerüttelt? Hätte man nicht von Anfang an mithilfe von Betroffenen wie Büsser kommunizieren müssen? Diese Fragen richtet SRF-Moderator Sandro Brotz an die Adresse von Patrick Mathys.
Der Leiter der Sektion Krisenbewältigung beim Bundesamt für Gesundheit bejaht. Womöglich seien die Botschaften anfangs zu «hölzern und zu wissenschaftlich» kommuniziert worden.
«Nun sind wir aber auf allen Kanälen klarer und deutlicher geworden», so Mathys. Der BAG-Mann hofft deshalb, dass die Botschaft nun auch tatsächlich angekommen sei. Denn er wolle am Wochenende «nicht bereits die nächste Verordnung schreiben müssen».