Bergretter Grégory fand die fünf Tourengänger-Leichen im Wallis

Anna Baumert
Anna Baumert

Region Visp,

Für die sechs vermissten Skitourengänger im Wallis kam jede Hilfe zu spät. Bergretter Grégory spricht über den Wettlauf gegen die Zeit, der verloren ging.

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Bergretter Grégory Bueche spricht über die Rettungsaktion am Tête Blanche. - SRF Rundschau

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Suche nach den Skitourengängern am Tête Blanche verzögerte sich wegen des Wetters.
  • Bergretter Grégory Bueche schaffte es am Sonntagabend, zu den Vermissten vorzudringen.
  • Ihm sei jedoch schnell klar gewesen, dass «ihr Schicksal schon besiegelt» war.

Nach der Tragödie am Tête Blanche sitzt nicht nur in Vex VS, wo drei der Verstorbenen lebten, der Schock tief. Das Schicksal der drei Brüder, deren Onkel und Cousin und der Freundin von einem der Brüder, die am 9. März zu einer Skitour von Zermatt nach Arolla aufbrachen, bewegt die Schweiz.

Die sechs Skitourengänger gerieten auf über 3500 Metern Höhe in einen Föhnsturm. Um 16.03 Uhr wählt die Schwester von einem der Vermissten den Notruf, weil der GPS-Tracker der Gruppe nicht mehr vorankommt.

Später kann die Zentrale eine Verbindung zur Gruppe herstellen, redet mit der jungen Frau aus dem Kanton Freiburg. Bis der Kontakt abbricht.

Die Retter stehen in den Startlöchern – doch aufgrund des Sturms kann erst 24 Stunden später ein Helikopter starten. Mittendrin: Bergretter Grégory Bueche von Air-Glaciers.

Waren Sie schon einmal auf einer Skitour?

Helikopter mit Unterstützung muss umdrehen

Gegenüber der SRF-«Rundschau» sagt er: «Wir hatten die Hoffnung, dass sie eine Höhle gegraben hatten, in der sie geschützt waren. Dass sie genügend warm hatten zum Überleben.»

Als es endlich ein Zeitfenster für eine Rettungsaktion gibt, ist er als einer der Ersten auf dem Berg. Mit drei Kollegen wird er an der Dent-Blanche-Hütte abgesetzt.

Doch bei der Rettungsaktion gibt es Komplikationen: Der Helikopter mit logistischer Unterstützung und medizinischer Versorgung muss umdrehen, weil das Wetter wieder schlechter wird.

Es sei ein «Moment der grossen Einsamkeit» gewesen, so Bueche. «Denn wir hatten nicht wie geplant den Rest des Teams im Rücken.» Ihm ist klar: «Zu viert würden wir keine Rettung durchführen können.» Dennoch machen sich die Bergretter auf den Weg zu den Vermissten, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen.

Nach einem zweistündigen Marsch sind sie endlich bei den vermissten Skitourengängern – aber zu spät.

«Wir fanden sie sehr schnell an den angegebenen Koordinaten. Die Skier waren aufgestellt, um ihren Standort aufzuzeigen», berichtet der Bergretter. «Doch schon bald wurde uns klar: Wir können nichts tun. Ihr Schicksal war schon besiegelt.»

Sechste Person bleibt vermisst – «kein glückliches Ende»

Denn das Loch, in dem die Retter die Vermissten zu finden hofften, war nicht gross genug. «Wegen des Sturms waren sie wahrscheinlich nicht in der Lage, sich ausreichend zu schützen», meint Bueche. Sie erfroren bei Temperaturen von rund -18 Grad und Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h.

Sie finden an der angegebenen Stelle fünf der sechs Vermissten. Die sechste Person, die Freiburgerin, ist unauffindbar. Am Donnerstag wird die Suche nach Rücksprache mit ihrer Familie eingestellt.

Für die Bergretter ist das kein einfacher Schritt: «Unsere Aktion hat kein glückliches Ende genommen. Wir wissen um das Leid der Familien, eine Person fehlt immer noch. Das ist noch nicht abgeschlossen», hält Bueche fest.

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