Bergsturz von Bondo: Gericht lehnt Gutachter ab
Bei der Aufarbeitung des Bergsturzes von Bondo GR hat das Bündner Kantonsgericht einen von der Staatsanwaltschaft vorgeschlagenen Gutachter zurückgepfiffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die juristische Aufarbeitung des Bergsturzes von Bondo GR beginnt von vorne.
- Das Kantonsgericht hat den vorgeschlagenen Gutachter wegen Befangenheit abgelehnt.
- Beim grössten Bergsturz in der Schweiz seit über 130 Jahren starben 2017 acht Personen.
Das Kantonsgericht hält den vorgeschlagenen Geologen für befangen. Die Staatsanwaltschaft muss eine neue Fachperson suchen. Damit ist der Fall fünf Jahre nach dem Bergsturz wieder am Anfang, wie dem auf der Internetseite des Gerichts veröffentlichten Entscheid zu entnehmen ist.
Das Schweizer Radio SRF hatte am Montag zuerst darüber berichtet.
Zurück auf Feld 1
Das Bundesgericht hatte 2020 das Kantonsgericht Graubünden zurückgepfiffen, als dieses die Strafuntersuchung wegen des Bergsturzes im Bergell 2017 einstellen wollte. Damit musste sich die Staatsanwaltschaft wieder an die Arbeit machen.
Die oberste kantonale Instanz hatte ihr zunächst zugestimmt, dass der Bergsturz nicht vorhersehbar war und die Einstellung des Verfahrens zugelassen. Das Bundesgericht hiess in seinem Entscheid eine Beschwerde der Angehörigen gut.
Die Staatsanwaltschaft stützte sich bei der Einstellung auf einen Bericht des kantonalen Amts für Wald und Naturgefahren. Dieser ging über die reinen Feststellungen von Beamten hinaus, wie das Bundesgericht befand. Somit hätte die Staatsanwaltschaft die Anforderungen zum Einholen eines Gutachtens beachten müssen, insbesondere die Ausstandsvorschriften.
Acht Menschen begraben
Bei einem der grössten Bergstürze in der Schweiz seit über 130 Jahren waren am Piz Cengalo bei Bondo vom 23. August 2017 acht Menschen auf einem Wanderweg ums Leben gekommen. Sie kamen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und gelten seither als vermisst.
Im Bergeller Seitental Val Bondasca donnerten damals drei Millionen Kubikmeter Fels zu Tal. Die Gesteinsmassen wälzten sich als Murgang bis ins Bergeller Haupttal. Das Bergdorf Bondo entging knapp seiner Zerstörung. Seine rund 200 Bewohnerinnen und Bewohner wurden evakuiert.
Im Vorfeld hatten Messdaten Bewegungen des Piz Cengalo gezeigt. Deshalb stellt sich die Frage, ob die Behörden das Gebiet hätten sperren müssen.