Besonders in Städten wurde «Ehe für alle Paare» genutzt
Am Freitag trat die «Ehe für alle» in Kraft. Gleichgeschlechtlich geheiratet wurde besonders in den Städten – auf dem Land war die Nachfrage gering.
Das Wichtigste in Kürze
- Gestern Freitag trat die «Ehe für alle» in Kraft.
- Besonders in den Städten heirateten gleichgeschlechtliche Paare.
- In ländlichen Regionen war die Nachfrage eher gering.
Ein Ansturm auf die Zivilstandesämter ist am Tag des Inkrafttretens der «Ehe für alle» ausgeblieben. Das Interesse war in den grossen Städten am grössten. Die Nachfrage nach Terminen für eine Trauung fiel in ländlichen Regionen geringer aus.
Einführung der «Ehe für alle» ist ein Meilenstein
Darüber, dass es sich um einen historischen Tag handelte, bestand allenthalben Einigkeit. «Heute ist der Moment, um unsere Liebe zu feiern», sagte Roman Heggli gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er ist der Geschäftsführer von Pink Cross, der Dachorganisation der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz.
«Heute macht die Schweiz einen wichtigen Schritt für die rechtliche Gleichstellung von Schwulen, Lesben und trans Menschen.» So liess sich der Zürcher Stadtrat André Odermatt (SP) in einer Mitteilung zitieren. Die Post würdigte derweil den Tag des Inkrafttretens der «Ehe für alle» mit einer speziellen Briefmarke. Diese zeigt 30 Ballone in Regenbogenfarben, die zusammengeknüpft als grosses Herz in Richtung Himmel abheben.
Die meisten Ehen in Zürich geschlossen
Am meisten homosexuelle Paare gaben sich am ersten Tag der «Ehe für alle» in der Stadt Zürich das Jawort: 24 Paare liessen ihre bestehende eingetragene Partnerschaft umwandeln, zwei schlossen eine neue Ehe.
Die am Freitag verfügbaren Termine seien innert kürzester Zeit ausgebucht gewesen. Dies teilte die Stadt bereits Mitte Juni gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.
Insgesamt erhielt das Stadtzürcher Zivilstandsamt bis anhin rund 250 Terminreservationen von gleichgeschlechtlichen Paaren. Dabei handelt es sich grösstenteils um Paare in eingetragener Partnerschaft, die diese in eine Ehe umwandeln möchten. Etwa 10 Prozent sind neue Heiraten.
Ein ganz anderes Bild zeigt sich im Kanton Appenzell Innerrhoden: Dort habe sich bis anhin kein einziges gleichgeschlechtliches Paar gemeldet, das eine Ehe schliessen möchte. Dies berichtete am Freitag die Sendung «Heute Morgen» von Radio SRF. Im Kanton Nidwalden hätten für den ganzen Monat Juli immerhin sechs Paare einen Termin auf dem Zivilstandsamt vereinbart.
Unterschiede zwischen Stadt und Land zeigen sich auch, betrachtet man das Bernbiet: Auf den sieben Standesämtern des Kantons Bern liessen am Freitag insgesamt 23 Paare ihre eingetragene Partnerschaft umwandeln oder heirateten neu. Auf dem Zivilstandsamt Bern-Mittelland liessen fünf Paare ihre eingetragene Partnerschaft umwandeln, drei heirateten neu, wie die Berner Kantonsbehörden mitteilten.
Handlungsbedarf im Familienrecht
Auf dem Zivilstandsamt Biel-Seeland hatten sich sechs Paare angemeldet, um aus ihrer eingetragenen Partnerschaft eine Ehe zu machen. In Thun waren es fünf, in Langenthal drei. Bei den Zivilstandsämtern Berner Jura in Courtelary und Oberland Ost in Interlaken gab es hingegen am Freitag keine solchen Termine.
Trotz der Freude über das Erreichte sieht Pink Cross bei der Gleichstellung weiterhin Handlungsbedarf – insbesondere im Familienrecht. Mit aktuellen Gesetzen könne das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung nicht immer gewährleistet werden. Beispielsweise sei das bei privaten Samenspenden und fortpflanzungsmedizinischen Verfahren im Ausland der Fall. Das kritisierte die Organisation in einem am Freitag veröffentlichten Positionspapier.
Die «Ehe für alle» und der Zugang zu Samenspenden Schweizer Samenbanken für lesbische Paare sei erst die halbe Miete. Dies sagte auch Alessandra Widmer, Co-Geschäftsleiterin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS), gegenüber Radio SRF. Beispielsweise sei die Stiefkind-Adoption heute noch sehr aufwendig.