Bundesgericht

Bundesgericht stimmt Einschränkung der freien Arztwahl zu

Nikolaus Führmann
Nikolaus Führmann

Lausanne,

Krankenkassen dürfen bei «Ärztehopping» einen «Gatekeeper» einsetzen, urteilt das Bundesgericht. Die freie Arztwahl kann eingeschränkt werden.

Bundesgericht Entscheid freie Ärztewahl
Das Bundesgericht erlaubt es Krankenkassen in einem Leitentscheid, einen «Gatekeeper» einzusetzen, um «Ärztehopping» zu verhindern. (Symbolbild) - Keystone

Das Bundesgericht hat in einem Leitentscheid die Einschränkung der freien Arztwahl erlaubt. Krankenkassen dürfen demnach bei sogenanntem «Ärztehopping» einen Gatekeeper als Erstanlaufstelle vorschreiben.

Der Fall betraf eine Versicherte, die verschiedene unkoordinierte ärztliche Leistungen in Anspruch nahm. Ihre Krankenkasse verfügte, dass nur noch Kosten für Leistungen übernommen werden, die von einer Erstanlaufstelle erbracht oder angeordnet werden.

Das Bundesgericht wies die Beschwerde der Versicherten ab. Es begründete dies damit, dass die Massnahme mit dem Grundsatz der freien Arztwahl vereinbar sei.

Bundesgericht verweist auf Patientenschutz

«Das Vorgehen der Krankenkasse kann auch den Interessen der Versicherten selber dienen», argumentiert das Bundesgericht laut «Blick». Die Patienten würden so vor medizinisch objektiv unnötigen Behandlungen oder Eingriffen geschützt.

Bundesgericht Pforte Tor Eingang
Das Bundesgericht hat die Klage der Versicherten zurückgewiesen. (Symbolbild) - Keystone

Die Krankenkasse stützte sich bei ihrer Entscheidung auf ein Gutachten. Dieses kam zum Schluss, dass die bisherige unkoordinierte Inanspruchnahme von ärztlichen Leistungen keine wirksame und zweckmässige Behandlung darstelle.

Reaktionen auf das Urteil

Der Krankenkassenverband Santésuisse begrüsst den Entscheid, wie «SRF» berichtet. Der Verband sieht darin ein Mittel, «um in Extremfällen intervenieren und Versicherte in ein Gatekeeper-Modell einteilen zu können».

Die Patientenorganisation SPO zeigt überraschend Verständnis für das Urteil. «Die freie Arztwahl kann auch überfordern», sagt Geschäftsführerin Susanne Gedamke gegenüber «SRF». Erstanlaufstellen könnten für Patienten sehr hilfreich sein.

Kritisch sieht die SPO jedoch, dass die Richter mit dem Finger auf «Ärztehopper» zeigten. «Es ist ja nicht so, dass Patienten freiwillig zu verschiedenen Ärzten gehen, sie machen das eher aus einer Hilflosigkeit heraus».

Auswirkungen des Urteils

Der Sozialversicherungsexperte Thomas Gächter von der Universität Zürich erwartet keine Flut von Zwangszuweisungen zu Gatekeepern. Wie «SRF» berichtet, rechnet er damit nur in seltenen Extremfällen, «wenn auffällig viele Rechnungen zu bezahlen sind».

Bundesgericht Arzt Blutabnahme
Das Bundesgericht zielt mit seinem Urteil laut Experten eher auf besondere Fälle ab. (Symbolbild) - Keystone

Santésuisse betont, dass das Urteil nicht ausreiche, um Gatekeeper-Modelle zum Standard für alle zu erklären. Dafür seien Gesetzesänderungen nötig, wie der Verband gegenüber «SRF» erklärt.

Erstmals Einschränkungen im Standardmodell

Die freie Arztwahl ist in der Schweiz ein wichtiges Prinzip, sie erlaubt Versicherten, selbst zu entscheiden, welchen Arzt sie aufsuchen. Einschränkungen gibt es bei alternativen Versicherungsmodellen, die günstigere Prämien im Gegenzug für eine eingeschränkte Arztwahl anbieten.

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Das Standardmodell garantiert bisher die freie Arztwahl. Kritiker sehen darin einen Kostentreiber im Gesundheitswesen, Befürworter betonen die Wahlfreiheit und das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient.

Das aktuelle Urteil könnte die Debatte neu entfachen, da es erstmals Einschränkungen auch im Standardmodell erlaubt.

Kommentare

User #1674 (nicht angemeldet)

In diesem Fall wurden einfach diverse Ärzte aufgesucht , ohne dass sie an der Behandlung was änderten , dieser Patient wollte wohl nicht wahr haben , dass nicht mehr zu machen ist . Kann nicht sein , dass dann die KK zahlen muss und es eine Kontrolle gibt um sinnlose Behandlungen einzuschränken. Macht aus jeder Sicht Sinn

User #3070 (nicht angemeldet)

Mehr bezahlen, Auswahl einschränken. Wir haben schon lange Hausarztmodell. Sie versuchen nur wieder diese vielverdienenden KK zu unterstützen. Sogar auf der Post, im TV etc. machen sie Reklame. Diese Werbungen kosten Geld bezahlt mit unseren Prämien. Die Post ist ein Staatsbetrieb. Natürlich hilft die Politik, die sitzen ja alle in den Kassen als Berater, VR etc.

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